Aortenklappenersatz

Mehr TAVI, weniger Komplikationen

Weitere Zahlen zur Entwicklung der Aortenklappeneingriffe in Deutschland: Anhand der an das DIMDI übermittelten OPS-Codes zeigt sich erneut, dass die Komplikationsraten von offenem und interventionellem Aortenklappenersatz sinken.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

FREIBURG. An Zahlen zum Transkatheter-Aortenklappenersatz (TAVI) in Deutschland herrscht kein Mangel. Mittlerweile werden in Deutschland bei Patienten mit Aortenstenose mehr TAVI-Prozeduren als chirurgische Aortenklappenersatz-Operationen (AKE) durchgeführt.

Bisherige Analysen der Eingriffsstatistiken beruhten entweder auf Daten zur externen Qualitätssicherung, die von der BQS beziehungsweise dem AQUA-Institut erhoben wurden, oder auf dem deutschen Aortenklappenregister, das von Chirurgen und Kardiologen gemeinsam geführt wird.

Jetzt berichten Kardiologen, Chirurgen und Statistiker aus Freiburg, Münster und Heidelberg im "New England Journal of Medicine" über eine Auswertung der offiziellen Abrechnungsziffern, also der abgerechneten ICD- und OPS-Codes bei TAVI- beziehungsweise AKE-Patienten (NEJM 2015; 373: 2438-47).

Diese Codes gehen beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) mit leichter Verzögerung ein.

Starker Anstieg bei TAVI-Prozeduren

Die Auswertung bezieht sich auf den Zeitraum von 2007 bis 2013 und bestätigt zunächst den starken Anstieg der (abgerechneten) TAVI-Prozeduren von 144 im Jahr 2007 auf 9147 im Jahr 2013, drei Viertel davon transfemoral durchgeführt.

Parallel dazu ging die Zahl der (abgerechneten) reinen AKE-Operationen von 8622 auf 7048 zurück.

Die Patientenkollektive für TAVI und AKE unterscheiden sich. Zwar erlauben die Abrechnungsdaten nur eine Abschätzung des Risikoscores.

TAVI-Patienten waren mit 81 Jahren im Schnitt aber deutlich älter als AKE-Patienten (70 Jahre), und 18,4 Prozent gegenüber 7,3 Prozent waren kardial voroperiert.

Abnahme der Kliniksterblichkeit

Interessant sind die Daten zu Sterblichkeit und Komplikationen. Sowohl bei den TAVI-Patienten als auch bei den AKE-Patienten ist die Krankenhaussterblichkeit in den letzten Jahren signifikant gefallen.

Bei der TAVI ging sie von 13,2 Prozent auf 5,4 Prozent zurück, beim AKE von 3,8 Prozent auf 2,2 Prozent.

Die Verringerung der Mortalität bei der TAVI erklären die Autoren mit der Lernkurve bei dieser Prozedur. Beim AKE geht die geringere Sterblichkeit einher mit einer Verringerung des (geschätzten) EuroSCOREs.

Das deutet darauf hin, dass mittlerweile weniger Hochrisikopatienten operiert werden, was sich günstig auf die Sterblichkeit ausgewirkt haben dürfte.

Vergleich nach Altersgruppen

Was die DIMDI-Daten auch zeigen ist, dass die Krankenhaussterblichkeit bei TAVI und AKE (Stand 2013) gleich hoch ist, wenn höhere Altersgruppen verglichen werden.

So beträgt sie für Patienten zwischen 80 und 84 Jahren bei beiden Prozeduren 4,4 Prozent, obwohl der (geschätzte) EuroSCORE in der TAVI-Gruppe bei 22,4 Prozent und in der AKE-Gruppe bei 9,9 Prozent lag.

Bei den "jüngeren" Patienten (< 75 Jahre) bleibt der AKE dagegen mit einer Krankenhaussterblichkeit von 1,4 Prozent gegenüber der TAVI (5,5 Prozent) deutlich im Vorteil. Auch hier ist der geschätzte EuroSCORE in der TAVI-Gruppe aber dreimal so hoch.

Relativ solide Informationen liefern die Abrechnungsdaten über Komplikationen der beiden Eingriffe. Permanente Schrittmacher waren bei 17,7 Prozent der TAVI-Patienten, aber nur bei 4,0 Prozent der AKE-Patienten erforderlich (p < 0,001).

Schlaganfälle traten bei 2,5 Prozent der TAVI-Patienten und 1,8 Prozent der AKE-Patienten auf (p<0,001). Blutungen dagegen waren bei AKE-Patienten mit 14 Prozent häufiger als bei TAVI-Patienten (8,2 Prozent, p<0,001).

Ähnlich wie bei der Mortalität sieht man im Zeitverlauf bei beiden Eingriffen einen Rückgang der Komplikationsrate. Zwischen 2007 und 2013 ist der Anteil der Patienten mit permanentem Schrittmacher nach TAVI demnach von 22,2 Prozent auf 15,6 Prozent gefallen (p<0,001). Bei den Schlaganfällen gab es keinen signifikanten Rückgang.

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