Mikrobläschen plus Ultraschall machen Ischämie sichtbar

MANNHEIM (cin). Innovative Diagnosetechniken sind für Kardiologen nicht mehr nur Zukunftsvision. So könnten etwa bald bei Ultraschalluntersuchungen mit markierten Mikrobläschen kardiale Ischämien diagnostiziert werden, auch wenn es noch keine manifeste Infarzie- rung gibt.

Veröffentlicht:

Bildgebende Verfahren sind in diesem Jahr ein Schwerpunkt bei der 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, die gestern begonnen hat.

Ein Beispiel für eine neue bildgebende Methode ist der Ultraschall in Kombination mit Microbubbles, also kleinen Bläschen. Mit dem Verfahren könnte bei Patienten mit unklaren Brustschmerzen ein akutes Koronarsyndrom schon in frühem Stadium diagnostiziert werden. Wie diese Methode funktioniert, hat Dr. Flordeliza S. Villanueva vom Kardiologischen Institut der Universität Pittsburgh beim Kardiologenkongress in Mannheim berichtet.

"Patienten mit Brustschmerzen bei akutem Koronarsyndrom sind eine diagnostische Herausforderung", so Villanueva. Das EKG weise oft keine oder keine eindeutigen Veränderungen auf und führe deshalb nicht zur Diagnose. Zudem seien die Werte der Herzenzyme meist unverändert, wenn es noch keine Nekrose gegeben habe. Für diese Patienten hat Villanueva eine interessante diagnostische Option vorgestellt, die bald zum Einsatz kommen könnte: Ultraschall mit Mikrobläschen.

Das Prinzip ist einfach: Die als Kontrastmittel genutzten Lipid-Mikrobläschen werden auf der Oberfläche mit speziellen Zuckermolekülen versehen (Sialyl Lewisx). Von diesen Zuckermolekülen ist bekannt, dass sie sich mit Adhäsionsmolekülen, den Selektinen, verbinden. Solche Adhäsionsmoleküle sind etwa auch auf Leukozyten vorhanden.

Kommt es nun zu einer myokardialen Ischämie, steigt meist die Zahl der endothelialen Selektine. Und: Auch nach der ischämischen Episode ist ihre Zahl noch erhöht.

Das Forscherteam um Villanueva vermutete: Nach einer Myokardischämie interagieren die mit den speziellen Zuckermolekülen versehenen Mikrobläschen mit den endothelialen Selektinen. Ischämische Areale können dann per Echokardiografie dargestellt werden, weil sich in diesen Arealen die als Kontrastmittel fungierenden Mikrobläschen vorübergehend konzentrieren. Und das funktioniert tatsächlich - zumindest bei Ratten. Das haben die Forscher in der jetzt veröffentlichten Studie belegt (Circulation 115, 2007, 345).

Die Methode eigne sich nicht nur zur Dignostik von myokardialen Ischämien, so Villanueva. Sie stellte noch weitere Optionen vor. So könnten Mikrobläschen auch mit anderen Stoffen, etwa mit Antikörpern, gekoppelt werden. Solche mit Antikörpern gekoppelte Bläschen können zum Beispiel Entzündungen und Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen sichtbar machen.

Bis Samstag treffen sich 5000 Kardiologen aus aller Welt in Mannheim.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Heterogene Pathogenese

Herzinfarkt Typ 2 mit langfristig deutlich erhöhter Mortalität

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Abb. 1: Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei a) ASCVD-Risikogruppen stratifiziert gemäß AHA/ACC-Leitlinie und b) ASCVD-Risikogruppen stratifiziert nach hsTnI-Werten

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [20]

Wissenschaftliche Highlights der 9. Nationalen Hyperlipidemia Academy

Neue Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Amgen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau