Mit Gentest läßt sich Therapie von HIV-Infizierten optimieren

BERLIN (gvg). Kann ein Gentest die HIV-Infizierten sicher identifizieren, bei denen die Gefahr besteht, auf eine antiretrovirale Therapie mit Abacavir allergisch zu reagieren? Geprüft wird das in einer groß angelegten Multicenter-Studie.

Veröffentlicht:

Insgesamt 1800 Patienten aus 23 europäischen Ländern werden in der vom Unternehmen GlaxoSmithKline (GSK) finanzierten PREDICT-1-Studie in einen von zwei Studienarmen randomisiert eingeteilt. Die Hälfte der Patienten erhält eine hochaktive, antiretrovirale Kombinationstherapie, die auch das Nukleosid-Analogon Abacavir (Ziagen®) enthält. Die HIV-Infizierten der anderen Gruppe bekommen die gleiche Therapie, unterziehen sich aber vorher einem Gentest.

Mit diesem Test wird geprüft, ob bei den Patienten eine bestimmte Genvariante vorliegt, die das Risiko, bei Abacavir-Therapie eine Allergie zu entwickeln, stark erhöht. Dabei geht es um die HLA-Variante HLA-B*5701. HLA (human leukocyte antigen) ist von der Gewebetypisierung vor Transplantationen bekannt.

Bei jenen HIV-Infizierten im Interventionsarm, bei denen der Test auf HLA-B*5701 positiv ist, wird auf die Anwendung von Abacavir verzichtet und ein Alternativpräparat verordnet. "Wir erwarten, daß durch diese Maßnahme der Anteil derer, die überempfindlich auf Abacavir reagieren, um den Faktor 20 bis 30 abnimmt", sagte Dr. Michael Herschel, der Leiter der klinischen Forschung bei GSK.

Ohne einen solchen Test liegt der Anteil an allergischen Reaktionen auf das Medikament bei etwa fünf Prozent. Mit dem Test sollten es nur noch 0,1 bis 0,5 Prozent sein, so Herschel auf einem parlamentarischen Info-Abend von GSK in Berlin. Herschel vermutet das nach mehreren Voruntersuchungen. In Großbritannien wird der Gentest deswegen schon routinemäßig genutzt. Prospektive, randomisiert-kontrollierte Studien gibt es bisher aber nicht. PREDICT-1 soll das ändern, auch damit eine spätere Erstattung durch die Krankenkassen wissenschaftlich zu begründen ist.



STICHWORT

HLA-Marker

Unter dem Kürzel HLA (human leukocyte antigen) sind die Gewebeverträglichkeits-Marker bekannt, die Transplantationsmediziner bei der HLA-Typisierung analysieren. Manche Marker sind aber nicht nur im Zusammenhang mit Organtransplantationen von Bedeutung, sondern bestimmen auch die Empfänglichkeit etwa für Infektionen mit HIV-1, für rheumatische Erkrankungen oder für allergische Reaktionen auf bestimmte Medikamente. (ple)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Zu hohe Drehzahl: Hochtouriges Fahren überhitzt bekanntlich den Motor und beschleunigt den Reifenabrieb. Genauso kann zu viel L-Thyroxin, speziell bei Älteren, nicht nur Herz und Kreislauf überlasten, sondern auch die Knochen schwächen.

© Michaela Illian

Überbehandlung mit Folgen

Schilddrüsenhormone: Zu viel L-Thyroxin bringt Knochen in Gefahr