Gefahr für Astronauten

Mondfahrer haben hohes kardiovaskuläres Risiko

Astronauten leben gefährlich, nicht nur wegen ihren riskanten Reisen. Eine Studie sagt: Sie haben ein großes Risiko an Herzinfarkten zu sterben. Die Forscher haben bereits eine Vermutung, woran das liegen könnte.

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So nah und doch so fern: Eine Studie sieht in der Expedition zum Mond ein hohes CVRF.

So nah und doch so fern: Eine Studie sieht in der Expedition zum Mond ein hohes CVRF.

© Anson Ki / iStock / Thinkstock

TALLAHASSEE. Eine Reise zum Mond erhöht das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Das sagt eine Studie aus, die ein Team um Michael Delp von der Florida State University in Tallahassee (Florida, USA) im Fachjournal "Scientific Reports" veröffentlicht hat („Scientific Reports“; online 28. Juli 2016).

Von den sieben in die Studie aufgenommen Astronauten, die auf dem Mond gewesen waren, erlagen drei einem Herz-Kreislauf-Leiden. Von den gestorbenen Astronauten, die nur in der Erdumlaufbahn oder gar nicht im All waren, hatten dagegen nur rund 10 Prozent diese Todesursache.

Wissenschaftler bestrahlten Mäuse

Die Forscher führen das Phänomen auf den Aufenthalt außerhalb des Erdmagnetfeldes zurück, das einen erheblichen Teil der kosmischen Strahlung von der Erdoberfläche fernhält. Die Zahl der gestorbenen Astronauten, die mit der Apollo-Mission zum Mond reisten, ist relativ klein. Die Wissenschaftler bestätigten ihre Resultate jedoch mit Mäuseversuchen.

Ergebnis: Schwerelosigkeit hatte keine Auswirkungen auf den Zustand des Herz-Kreislauf-Systems. Aber: Bestrahlten die Wissenschaftler die Mäuse, zeigten diese Veränderungen in den inneren Blutgefäßwänden.

Bei einem Viertel simulierten sie eine Schwerelosigkeit, ein weiteres Viertel erhielt eine Bestrahlung mit Eisen-Ionen, die harte kosmische Strahlung repräsentierten. Die dritte Gruppe war Schwerelosigkeit und kosmischer Strahlung ausgesetzt, weitere elf Mäuse bildeten die Kontrollgruppe.

Sechs bis sieben Monate nach der Behandlung, was nach Aussagen der Forscher 18 bis 20 Jahren beim Menschen entspricht, wurden die Ergebnisse ausgewertet.

"Solche negativen arteriellen Effekte können zur Entwicklung arterieller Verschlusskrankheiten führen, einschließlich Herzinfarkt und Schlaganfall", schreiben die Wissenschaftler. Während die Raumfahrer in der Umlaufbahn keineswegs schwerelos sind, bleibt vorläufig also nur die kosmische Strahlung als Erklärung.

Entzündung der Blutgefäße?

Hanns-Christian Gunga, Leiter des Zentrums für Weltraummedizin am Berliner Uniklinikum Charité, hält eine permanente Entzündung von Blutgefäßen in der Folge von Raumflügen für wahrscheinlich. Die Studie sei solide gemacht, allerdings sei die Datenlage trotz der Tierversuche „sehr dünn“.

Ob die kosmische Strahlung die Ursache für die Veränderungen in den Adern ist, könne aus den Ergebnissen nicht mit Sicherheit gefolgert werden. „Uns fehlen maßgebliche Daten, die über den erdnahen Orbit hinausgehen“, betont Gunga auch im Hinblick auf weitere Weltraummissionen.

Der Apollo-Astronaut Ronald Evans starb 1990 bereits mit 56 Jahren an einem Herzinfarkt. Der Astronaut James Irwin war 61 Jahre, als sein Herz 1991 bei einem Radausflug versagte. Zuvor hatte er schon mehrere Herzattacken erlitten. Der erste Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, starb 2012 an den Folgen einer Bypass-Operation, er wurde 82 Jahre alt. (ajo/dpa)

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Kommentare
Edmund Berndt 29.07.201618:47 Uhr

In der Wissenschaft für Gratiszeitungen ist "sehr dünne Datenlage " der Garant für Nervenkitzel und Sensation

Frage: Wie solide kann ein wissenschaftliche Studie sein mit "sehr dünner" Datenlage?
Antwort: So eine Studie kann weder wissenschaftlich noch solide sein.
Derartige "sehr dünne" Datenlagen sind jedoch die Norm in den Beweisungsversuchen für die Wirksamkeit der Pseudomedizin Homöopathie. Auch hier spielt die Datenlage eine besondere Rolle. Diese muss nur entsprechend viel Interpretationsspielraum für pseudopositive Stellungnahmen bieten.

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