Muskelrelaxans gegen erlernte Schmerzmuster

FRANKFURT AM MAIN (ku). Werden Rückenschmerzen chronisch, dann brauchen Patienten eine multimodale Therapie. Ziel ist es dabei, die erlernte Schmerzwahrnehmung im Gehirn zu durchbrechen. Dazu bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen Orthopäden, Neurologen, Schmerztherapeuten und Psychologen.

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Aus der interdisziplinären Zusammenarbeit ergebe sich zunächst eine Arbeitshypothese für die Therapie, sagte Dr. Martin Strohmeier aus Ravensburg beim Deutschen Schmerztag in Frankfurt am Main. "Wir müssen Charakter und Ursache des Schmerzes definieren und bei den Patienten Chronifizierungsfaktoren wie Fehlhaltungen oder degenerative Prozesse überprüfen," erklärte der Orthopäde vom Schmerzzentrum Bodensee-Oberschwaben bei einem vom Bastian-Werk unterstützten Symposium.

Patienten mit akuten Schmerzen sind mit ASS, nichtsteroidalen Antirheumatika oder Steroiden gut zu behandeln. Bei chronischen Schmerzen sind Muskelrelaxanzien hilfreich, denn der Schmerz führt reflektorisch zu Muskelverspannungen. Allerdings behindert die zentral dämpfende Wirkung von herkömmlichen Muskelrelaxanzien das für Schmerzpatienten wichtige Relearning, also das Durchbrechen der erlernten Muster im Gehirn, erklärte Professor Walter Zieglgänsberger aus München.

Methocarbamol wirkt wie körpereigener Schmerzhemmer

Alternative kann die physiologische Schmerzhemmung durch Interneurone im Rückenmark gestärkt werden. Diese Interneurone werden durch die Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und Glycin aktiviert. Zieglgänsberger wies darauf hin, dass Methocarbamol (Ortoton®) die glycinergen Interneurone im Rückenmark beeinflusst.

Offenbar verstärke Methocarbamol auf der Ebene der Projektionsneurone im Rückenmark die hemmende Wirkung der glycinergen und auch der GABA-ergen Interneurone. Zudem würde Methocarbamol die Vigilanz der Patienten nicht beeinträchtigen und sie damit zur Kooperation und zu dem wichtigen Re-learning-Prozess befähigen, so Zieglgänsberger.

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