Neuraminidase-Hemmer sind Trumpf bei einer Pandemie

HAMBURG (grue). Noch immer besteht die Gefahr einer Influenza-Pandemie durch das Vogelgrippe-Virus H5N1. Während der ersten Infektionswelle bei einer Pandemie wird die Zeit kaum reichen, um genügend Vakzine herzustellen. Es wird dann vor allem darum gehen, die Sterblichkeit mit antiviralen Mitteln zu reduzieren.

Veröffentlicht:

Darauf hat der Infektiologe Professor Bernhard Ruf aus Leipzig hingewiesen. Ruf hat in Hamburg vor Betriebsärzten erläutert, wie durch Mutationen des H5N1-Vogelgrippe-Virus eine Pandemie ausgelöst werden könnte. Die Vogelgrippe ist eine reine Tierkrankheit und wird nur extrem selten auf Menschen übertragen. In den vergangenen Jahren haben sich insgesamt 258 Menschen mit dem Virus ansteckt - fast alle hatten engen Kontakt zu Geflügel. 70 Prozent der Erkrankten sind an der Infektion gestorben.

"Eine effektive Mensch-zu-Mensch-Übertragung hat aber noch nicht stattgefunden, das ist der Grund, weshalb wir bisher von einer Pandemie verschont worden sind", sagte Ruf auf einer Fortbildungsveranstaltung von Roche Pharma. Im übrigen sollte man sich bei der Pandemie-Vorsorge nicht zu sehr auf H5N1 konzentrieren. Denn im Prinzip können auch andere Influenza-A-Viren eine weltweite Epidemie auslösen. Umso wichtiger sind Vorsorge und Therapie.

Die Herstellung einer Pandemie-Vakzine ist jedoch erst möglich, wenn die Pandemie begonnen hat und der Pandemie-Stamm bekannt ist. Für die erste Infektionswelle gebe es daher vermutlich keinen Impfstoff. Um die Sterblichkeit zu verringern, müsse dann mit antiviralen Medikamenten behandelt werden. Mittel der Wahl sei der Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir (Tamiflu®). WHO und Robert-Koch-Institut empfehlen das Medikament zur Prophylaxe und zur Therapie bei einer Influenza-Pandemie.

Oseltamivir wirkt in vitro gegen alle bekannten Influenza-A-Subtypen, auch gegen den aktuell zirkulierenden H5N1-Stamm. "Daß eine solche Therapie Menschenleben retten kann, hat sich bei den H5N1-Infektionen in der Türkei erwiesen", so Ruf. Dort hatten sich 21 Menschen mit dem H5N1-Vogelgrippe-Virus infiziert und wurden daraufhin mit Oseltamivir behandelt. 17 Menschen überlebten die Erkrankung.

Nach derzeitigem Wissensstand wird Oseltamivir bei einer Pandemie ähnlich dosiert wie bei der saisonalen Influenza. Gegen diese Erkrankung wird das Medikament seit Jahren erfolgreich eingesetzt. "Wir sind froh, daß wir ein effektives Medikament haben. Es muß allerdings sichergestellt werden, daß es genügend Vorrat gibt", so Ruf.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Mücke sitzt auf einem weißen Insektennetz.

© grooveriderz / stock.adobe.com

Ähnliche Symptome

„Krankheit X“: Erste Analysen deuten auf Malaria hin

Team unterschiedlicher Berufe besprechen sich

© skynesher / Getty Images / iStoc

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Interprofessionelle Teams jetzt stärken!