Nicht jedes Ödem ist Zeichen von Herzinsuffizienz

BERLIN (hbr). Pioglitazon verringert bei Typ-2-Patienten den Endpunkt aus Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall. Dafür sprechen die PROactive-Studie und eine Metaanalyse. Was aber ist, wenn Ödeme auftreten?

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"Es ist wichtig, dass man eine Therapie hat, die die Atherosklerose günstig beeinflusst", sagt Professor Wolfgang Motz vom Klinikum Karlsberg. Denn Typ-2-Diabetes beginnt mit Insulinresistenz, und mit der Insulinresistenz beginnt die Atherosklerose. Ein Glitazon senkt die Resistenz und greift in die Atherosklerose ein. So wird zum Beispiel die endotheliale Dysfunktion beeinflusst, berichtete er bei einer Tagung in Berlin. Zudem kann die Therapie atherosklerotische Plaques stabilisieren, die ja bei Diabetikern besonders vulnerabel sind.

Den Nutzen macht etwa die PROactive*-Studie deutlich. Daran nahmen 5238 Typ-2-Patienten mit makrovaskulären Krankheiten teil. Die Zugabe von Pioglitazon (Actos®) zur Diabetestherapie reduzierte den kombinierten Endpunkt aus Tod, nicht-tödlichem Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant, so Motz bei einer Veranstaltung von Takeda. Dabei haben auch Lipideffekte eine besondere Bedeutung. Denn Triglyzerid- und HDL-Werte werden verglichen mit Placebo signifikant besser.

Eine Metaanalyse von 19 kontrollierten Studien bestätigte dies auch für Patienten mit geringerem makrovaskulärem Startrisiko. Die Analyse umfasst Daten von 16 390 Menschen. Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall traten auch hier unter Pioglitazon signifikant seltener auf (minus 18 Prozent) als bei den nicht mit dem Wirkstoff Behandelten.

Herzinsuffizienz wurde vermehrt notiert - das ist von den Glitazonen bekannt. Ein Anstieg der kardiovaskulären Todesfälle erfolgte jedoch nicht. "Da muss man nachdenklich werden", sagt Motz. "Denn Herzinsuffizienz ist eine Krankheit mit hoher Mortalitätspotenz."

Er empfiehlt deshalb, Ödeme, die sich während einer Glitazontherapie entwickeln, genauer zu betrachten. Denn Pioglitazon zum Beispiel ist zwar bei Herzinsuffizienz (NYHA I bis IV) kontraindiziert, aber nicht jedes Ödem weist auf eine Herzinsuffizienz. Auch andere mögliche Ursachen, etwa ein nephrotisches Syndrom, Kalziumantagonisten oder nicht-steroidale Antiphlogistika, sollten abgeklärt werden. Insgesamt ist bei einer Glitazon-Monotherapie bei drei bis fünf Prozent der Patienten mit Ödemen zu rechnen.

PROactive: Prospective Pioglitazone Clinical Trial in Macrovascular Events Study

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