Omega-3-Fettsäuren - Stärkung für schwache Herzen

Eine Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren in hoher Dosierung scheint bei Herzinsuffizienz die kardiale Funktion verbessern zu können.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:

Fischöl-Kapseln mit Omega-3-Fettsäuren: In hoher Dosierung offenbar mit einem positiven Effekt auf die Herzfunktion.

BRESCIA. Eine Behandlung mit mehrfach ungesättigten n-3-Fettsäuren (n-3 PUFAs) senkt bei Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz die Sterberate und verringert die Zahl der Krankenhausaufenthalte infolge Herz-Kreislauf-Beschwerden.

In der 2008 publizierten GISSI-HF-Studie, an der 6975 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz beteiligt waren, verringerte diese Behandlung die Gesamtsterberate relativ um 9 Prozent (27,3 versus 29,1 Prozent) und den kombinierten Endpunkt aus Gesamtmortalität und Krankenhauseinweisungen infolge Herz-Kreislauf-Beschwerden um 8 Prozent (56,7 versus 59,0 Prozent).

Welche Mechanismen dieser günstigen prognostischen Wirkung von n-3 PUFAs bei Herzinsuffizienz zugrundeliegen, ist derzeit noch unklar.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Savina Nodari aus Brescia liefert mit ihrer Studie nun erste Hinweise auf mögliche Wirkmechanismen. Nach ihren Ergebnissen verbessert eine n-3-PUFA-Behandlung in hoher Dosierung echokardiografische Parameter der linksventrikulären systolischen und diastolischen Funktion sowie die funktionelle Kapazität (J Am Coll Cardiol 2011 online).

Die Forscher haben in ihre placebokontrollierte Studie 133 Patienten mit symptomarmer stabiler Herzinsuffizienz (überwiegend NYHA-II-Stadium) auf Basis einer nicht ischämisch bedingten dilatativen Kardiomyopathie aufgenommen.

Aufgeteilt auf zwei Gruppen erhielten die Teilnehmer zusätzlich zu einer leitliniengerechten Standardtherapie (ACE-Hemmer, Betablocker, Diuretikum) ein Jahr lang täglich entweder zwei Kapseln mit n-3-PUFAs (850 bis 882 mg Eicosapentaensäure- und Docosahexaensäure-Ethylester pro Kapsel) oder Placebo-Kapseln.

In der n-3-PUFA-Gruppe war nach zwölf Monaten ein moderater, aber signifikanter Anstieg der linksventrikulären Auswurffraktion von initial 36 Prozent auf 39 Prozent zu verzeichnen (relative Zunahme: 10,4 Prozent).

In der Placebo-Gruppe kam es in der gleichen Zeit zu einer Abnahme dieses Parameters von 37 Prozent auf 35 Prozent (relative Abnahme um 5,0 Prozent).

Messungen der maximalen Sauerstoffaufnahme (peak VO2) ergaben in der n-3-PUFA-Gruppe einen Anstieg um 6,2 Prozent, in der Placebo-Gruppe dagegen einen Abfall um 4,5 Prozent.

Die Belastungsdauer wurde bei den mit n-3-PUFA-Kapseln behandelten Patienten um 7,5 Prozent erhöht, bei gleichzeitiger Abnahme um 4,8 Prozent unter Placebo.

Die Verbesserung funktioneller Parameter spiegelte sich in der n-3-PUFA-Gruppe auch in einer Verbesserung - entsprechend einer Abnahme - der mittleren NYHA-Klasse wider, während in der Placebo-Gruppe eine weitere Verschlechterung zu beobachten war.

Die Studie war statistisch nicht darauf ausgelegt, Unterschiede bei den klinischen Ereignissen aufdecken zu können. Gleichwohl sprechen die Ergebnisse zugunsten der n-3-PUFA-Behandlung: Die Rate durch Herzinsuffizienz bedingter Klinikeinweisungen wurde damit von 30 Prozent (Placebo) auf 6 Prozent reduziert.

Mehr zum Thema

Weniger kardiovaskuläre Todesfälle

Mitral-Clip nutzt wohl vor allem Senioren

Entgegen geltender Empfehlung

Acetylsalicylsäure ist bei mechanischer Herzklappe noch immer die Regel

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken