Organempfänger brauchen jetzt Grippeschutz

Organempfänger sollten sich unbedingt gegen Influenza impfen lassen. Denn ihr Komplikationsrisiko bei einer Schweinegrippe-Infektion ist besonders hoch.

Von Nicola Siegmund-Schultze Veröffentlicht:
Das neue H1N1-Virus ist für Organempfänger besonders gefährlich. Die Grippeimpfung bietet Schutz.

Das neue H1N1-Virus ist für Organempfänger besonders gefährlich. Die Grippeimpfung bietet Schutz.

© muellek / fotolia.com

VANCOUVER. Die aktuelle trivalente Influenza-Vakzine enthält auch einen Schweinegrippe-Stamm. Das neue H1N1-Virus hatte in der vergangenen Influenza-Saison andere Influenza-Stämme weitgehend verdrängt und war für Menschen mit Organtransplantaten mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Verläufe und Tod assoziiert. Das hat eine Studie der American Society of Transplantation ergeben.

25 Transplantationszentren aus den USA und Kanada sowie ein niederländisches Zentrum hatten sich daran beteiligt. Sie hatten eine Influenza A labordiagnostisch bei insgesamt 237 Transplantationspatienten nachgewiesen. 71 Prozent der Erkrankten mussten stationär aufgenommen werden, 16 Prozent der Gesamtgruppe benötigten eine intensivmedizinische Versorgung, vier Prozent starben, berichtete Dr. Deepali Kumar von der University of Alberta in Edmonton (Kanada). Auch wenn vermutlich tendenziell eher Patienten mit stärkeren Grippesymptomen ihr Transplantationszentrum kontaktiert hatten, sei der Anteil derer mit schweren Verläufen inklusive Todesfällen überproportional hoch gewesen, so Kumar.

94 Prozent der Erkrankten waren mit Neuraminidase-Hemmern behandelt worden, 42 Prozent der Gesamtgruppe innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn, die übrigen später. Von den zehn Todesopfern hatten acht erst nach mehr als zwei Tage anhaltenden Symptomen eine antivirale Behandlung erhalten, ebenso achtzig Prozent der auf Intensivstationen versorgten Patienten. "Eine rascher Behandlungsbeginn schützt offenbar vor schweren Verläufen", folgert die Studiengruppe, die ihre Ergebnisse kürzlich auch in der Fachzeitschrift "Lancet Infectious Diseases" (2010, 10:521) publiziert hat.

Während der Grippesaison sollten Menschen mit fremden Organen, die eine immunsuppressive Therapie erhalten, so schnell wie möglich nach Beginn typischer Grippesymptome antivirale Medikamente einnehmen, raten die Autoren. Doppelte Dosen antiviraler Substanzen hätten keinen stärkeren Effekt auf das Therapieergebnis gehabt als die Standarddosis. Empfohlen wird von US-Fachgesellschaften eine Influenza-Impfung ab der vierten Woche nach Transplantation.

Mehr zum Thema

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Geldanlage

Vermögen auf Rezept: Wie sich eine langfristige Finanzplanung auszahlt

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können