Plädoyer für Varizellen-Kombi-Impfung

MÜNCHEN (fvw). Die Krankheitslast von Windpocken wird noch unterschätzt. Darauf weisen Impfexperten hin. In seltenen Fällen kann die Infektion nämlich neurologische Komplikationen hervorrufen. Bei der Impfung von Kleinkindern wird jetzt vorrangig der Kombinationsimpfstoff empfohlen.

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"Die Vierfach-Impfung gegen MMRV hat deutliche Vorteile gegenüber der getrennten Verabreichung eines MMR- und eines Varizellen-Impfstoffs", hat Dr. Johannes Liese vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München berichtet. Wird der Kombi-Impfstoff (Priorix-Tetra®) verwendet, lassen sich die aktuellen STIKO-Empfehlungen mit nur sieben Impfterminen in den ersten 24 Lebensmonaten umsetzten. Damit lasse sich die Akzeptanz der Impfung bei den Eltern erhöhen. Die erste MMRV-Impfdosis wird dabei zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat, die zweite Dosis vor Ende des zweiten Lebensjahres empfohlen.

"In der neuen Kombivakzine hat sich jede der vier Komponenten als ähnlich wirksam wie in den beiden Vorgängerimpfstoffen gegen MMR und Varizellen erwiesen", sagte Liese bei einer Pressekonferenz des Unternehmens GlaxoSmithKline in München. Die Vierfach-Vakzine sei zudem gut verträglich. Nach seinen Angaben rät der gemeinsame Bundesausschuss in seinen aktuellen Richtlinien vorzugsweise zur Kombinations-Impfung. Der Kombinations-Impfstoff wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Mit der Kombi-Impfung MMRV lässt sich zudem eine zweite Varizellen-Impfdosis gut im Impfkalender verankern. Die zweite Dosis hat dabei einen deutlichen Booster-Effekt. Nach Angaben von Liese haben danach über 98 Prozent der Impflinge gegen alle vier Krankheiten schützende Antikörpertiter.

"Wir alle sollten künftig mit dem neuen Kombinationsimpfstoff arbeiten", sagte Liese. "Dann könnten wir bald ähnlich erfreuliche Durchimpfungsraten gegen Varizellen wie in den USA sehen". Dort sind inzwischen über 85 Prozent der Kinder gegen Windpocken geimpft. Zum Vergleich: Nach den Daten des Bayerischen Varizellen-Projekts liege in München die Impfrate gegen Windpocken bisher nur bei 39 Prozent.

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