Pneumonie: Höhere Mortalität im Pflegeheim

Bewohner eines Pflegeheims, die an einer Pneumonie erkranken, haben eine bis zu viermal höhere Mortalität als Patienten, die noch Zuhause wohnen. Dies liegt nicht am unterschiedlichen Keimspektrum.

Veröffentlicht:
Pneumonie: Sterberisiko im Heim höher.

Pneumonie: Sterberisiko im Heim höher.

© photos.com PLUS

BERLIN (gvg). Das hat eine Studie des deutschen Kompetenznetzwerks zur ambulant erworbenen Pneumonie (CAPNETZ) ergeben.

In dieser Studie, an der zehn Zentren und 670 Praxen beteiligt waren, wurden prospektiv die Daten von 2569 Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (community-acquired pneumonia, CAP) und von 518 Patienten mit im Pflegeheim erworbener Pneumonie (nursing home-acquired pneumonia, NHAP) verglichen.

Ausgewertet wurden einerseits der Krankheitsverlauf, andererseits die Schwere der Erkrankung, Begleitfaktoren und mikrobiologische Befunde. Hauptergebnis: Nach 30 Tagen lag die Sterberate in der CAP-Gruppe bei 7 Prozent und in der NHAP-Gruppe bei 27 Prozent.

Und nach 180 Tagen waren in der CAP-Gruppe 15 Prozent und in der NHAP-Gruppe 44 Prozent der Patienten gestorben.

Der Grund für diesen deutlichen Unterschied sei darin zu suchen, dass die Heimbewohner insgesamt schwerer erkrankt waren, betonte Professor Martin Kohlhäufl von der Klinik Schillerhöhe der Universität Tübingen.

Betalaktam-Antibiotika reichen oft aus

Die Patienten mit NHAP hatten in der CAPNETZ-Studie einen etwa dreimal höheren Pneumonieschweregrad, gemessen mit der Standardskala CRB-65.

Mit im Durchschnitt 83 Jahren waren sie auch sieben Jahre älter als die CAP-Patienten, und der Anteil von Patienten mit kardiovaskulären neurologischen Begleitkrankheiten war signifikant höher.

Vor diesem Hintergrund sind die Unterschiede bei der Sterberate nicht überraschend. Die wichtigste Botschaft von CAPNETZ ist deswegen auch eine ganz andere: "Es gab zwischen beiden Gruppen keinen Unterschied im Keimspektrum, und der Anteil potenziell multiresistenter Keime wie Enterobacteriacae, Pseudomonas oder Staphylococcus aureus war in beiden Gruppen sehr gering", so Kohlhäufl.

Für die Therapie bedeutet das: Es ist nicht nötig, bei Patienten mit Pneumonie nur deshalb ein Breitspektrumantibiotikum zu verordnen, weil sie in einem Pflegeheim untergebracht sind.

Betalaktam-Antibiotika, die den Haupterreger Pneumokokken abdecken, reichen für die kalkulierte Antibiose meist aus. Liegt die Mikrobiologie vor, wird dann gezielt behandelt.

Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

ARE in Grafiken

Weniger Praxisbesuche wegen Atemwegsinfektionen

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren