Mausmodell

Proteintherapie nach Infarkt stärkt das Herz

Lässt sich durch Therapie mit einem Protein eine Herzinsuffizienz nach dem Infarkt verhindern?

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HANNOVER. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben in Knochenmarkzellen von Herzinfarktpatienten ein Protein entdeckt, das die Heilung des Herzmuskels stimulieren und vor bleibender Herzmuskelschwäche schützen kann (Nature Medicine 2015; online 12. Januar).

"Wir konnten im Mausmodell zeigen, dass eine Therapie mit dem Protein Herzfunktion und Überleben verbessert", wird Professor Kai Christoph Wollert, Leiter des Bereichs Molekulare und Translationale Kardiologie in der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie, in einer Mitteilung der MHH zitiert.

"Die Therapie mit einem einzigen Protein anstelle einer Knochenmarkzelltherapie wäre für Infarktpatienten zuverlässiger und weniger belastend."

Die Knochenmarkzelltherapie ist eine neue, allerdings aufwendige Behandlungsmethode bei Herzinfarkt; so behandelte Patienten erholten sich besser von einem Infarkt.

"Die Funktion der Knochenmarkzellen ist bei manchen Patienten allerdings stark eingeschränkt, und diese Patienten profitieren nicht von der Zelltherapie", erklärt Wollert.

"Wir wollten ein zuverlässigeres Verfahren entwickeln und haben daher nach Wachstumsfaktoren gesucht, die von den Knochenmarkzellen freigesetzt werden."

Das Team um Wollert suchte nach bislang unbekannten Wachstumsfaktoren in Knochenmarkzellen von Herzinfarktpatienten.

Dabei stießen sie auf das Protein "Myeloid-Derived Growth Factor" (MYDGF), das von Knochenmarkzellen nach Herzinfarkt in den abgestorbenen Herzmuskel transportiert wird, teilt die MHH mit.

Die Funktion von MYDGF war bislang völlig unbekannt. Im Mausmodell wurde nun gezeigt, dass die Herzinfarktheilung ohne dieses Protein gestört ist.

Bei Mäusen, die sieben Tage mit dem Protein behandelt wurden, heilte der Infarkt hingegen besser aus. Auch bei Patienten war die Konzentration des Proteins nach Herzinfarkt erhöht.

"Die Untersuchungen verweisen auf einen ganz neuen Therapieansatz zur Förderung der Wundheilung nach Herzinfarkt", sagt Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Vorteile einer Proteintherapie im Vergleich zur Knochenmarkzelltherapie: Um Proteine zu verabreichen, genügt es, sie unter die Haut zu spritzen- ähnlich wie Insulin bei Diabetes.

Auch ist die Behandlung der MHH-Mitteilung zufolge verlässlicher, weil sich Proteine hochrein und in großer Menge herstellen lassen.

Auf eine Punktion des Beckenknochens zur Gewinnung von Knochenmarkzellen sowie das Legen eines Herzkatheters zur Verabreichung der Zellen könnte man künftig verzichten.

"Wir wollen die neue Therapie jetzt mit einem Industriepartner weiterentwickeln und in die Klinik überführen", ergänzt Wollert.

Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter anderem im Rahmen des Exzellenzclusters REBIRTH (Von Regenerativer Biologie zu Rekonstruktiver Therapie) gefördert. (eb)

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