Bei Krebs-Op

Spezialkamera spürt Tumoren auf

Ein Prototyp eines neuen Hightech-Geräts wird jetzt bei der Messe Medica 2013 präsentiert: Die Kamera zeigt Fluoreszenzfarbstoffe an, die das Tumorgewebe einfärben.

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MÜNCHEN. Eine Spezialkamera soll künftig selbst kleinste, leicht übersehbare Tumorreste während der Krebs-Operation sichtbar machen und so Chirurgen bei den komplizierten Eingriffen unterstützen.

Der Trick: Die Kamera zeigt Fluoreszenzfarbstoffe an, die das Tumorgewebe einfärben. Sie werden dem Patienten vor der Operation in die Venen injiziert und docken auf dem Weg durch den Körper gezielt am Tumor an, erläutert die Fraunhofer-Gesellschaft in einer Mitteilung.

Wird das entsprechende Areal dann mit Licht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt, wird die Fluoreszenz angeregt und das bösartige Gewebe leuchtet grün, blau, rot oder in einer anderen Farbe - je nach verwendetem Farbstoff.

Das Aussehen des gesunden Gewebes bleibt unverändert. So kann der Operateur Tumorherde sehen, die er mit bloßem Auge nicht erkennt.

Neues System zeigt mehrere Farbstoffe gleichzeitig an

Multispektrales Fluoreszenz-Kamerasystem nennen die Forscher der Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie (PAMB), einer Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, ihre neue Operationshilfe.

Sie soll sich in Zukunft unter anderem in Op-Mikroskope und Endoskope einbauen lassen.

Vom 20. bis 23. November werden die Mannheimer Wissen- schaftler erstmals einen Prototyp des Hightech-Geräts auf der Messe Medica 2013 in Düsseldorf am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand präsentieren (Halle 10, Stand F05).

Das Novum an dieser Kamera: Sie kann mehrere Fluoreszenzfarbstoffe gleichzeitig in Echtzeit anzeigen - bisher erhältliche Systeme beherrschen das nicht.

Auch Arterien und Nerven lassen sich einfärben

Der Vorteil: Arterien und dünne Nerven, die während eines Eingriffs nicht verletzt werden dürfen, lassen sich ebenfalls per Farbstoff einfärben. Auch sie könnten dann mit der neuen Kamera detektiert werden, da sie sich deutlich von der Umgebung abheben, so die Fraunhofer-Gesellschaft.

"Wie gut ein Farbstoff durch die Kamera sichtbar ist, hängt in hohem Maß von der Auswahl des richtigen Fluoreszenz-Filtersets ab.

Der Filter trennt das eingestrahlte Anregungslicht vom abstrahlenden Fluoreszenzlicht, sodass sich das kranke Gewebe auch bei sehr geringer Lichtintensität von der Umgebung abhebt", wird Nikolas Dimitriadis zitiert, Wissenschaftler am PAMB.

Für ihre Aufnahmen benötigen der Forscher und seine Kollegen nur eine Kamera und ein Filterset, das bis zu vier Farbstoffe zeitgleich darstellen kann.

Eine eigens entwickelte Software analysiert und verarbeitet die Bilder in Sekundenschnelle und präsentiert sie fortlaufend während der Operation auf einem Monitor. Dabei wird das normale Farbbild mit den Informationen aus dem Fluoreszenzbild überlagert.

Bessere Chance auf Heilung

"Der Operateur erhält wesentlich genauere Informationen. Millimetergroße Tumorreste oder Metastasen, die er sonst womöglich übersehen würde, sind am Bildschirm im Detail zu erkennen.

Patienten, die unter Fluoreszenzsicht operiert werden, haben eine bessere Chance auf Heilung", sagt Dimitriadis, Leiter der Gruppe "Biomedizinische Optik" am PAMB.

Um das multispektrale Fluoreszenz-Kamerasystem möglichst flexibel einsetzen zu können, ist es möglich, es für andere Farbstoffkombinationen umzurüsten. "Ein bereits erhältliches Präparat, um Tumore sichtbar zu machen, ist die 5-Aminolävulinsäure (5-ALA).

Mediziner setzen sie insbesondere für Glioblastome ein - einem der häufigsten bösartigen Hirn- tumore bei Erwachsenen", erläutert Dimitriadis. 5-ALA führt zur Ansammlung eines roten Farbstoffs im Tumor und kann ebenfalls mit der Kamera detektiert werden.

2014 soll sich das multispektrale Fluoreszenz-Imagingsystem am Menschen bewähren, teilt die Fraunhofer-Gesellschaft mit. Dann seien erste klinische Versuche an Patienten mit Glioblastomen geplant. (eb)

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