Bewegung

Sportliche Diabetiker leben länger

Auch wenn der Medaillentraum geplatzt ist: Der Gewichtheber Matthias Steiner zeigt, dass intensiver Sport bei Typ-1-Diabetes möglich ist. Sport verlängert sogar das Leben von Diabetikern, so eine aktuelle deutsche Studie.

Veröffentlicht:
Der deutsche Gewichtheber Matthias Steiner in London: Sport trotz Diabetes.

Der deutsche Gewichtheber Matthias Steiner in London: Sport trotz Diabetes.

© GEPA pictures / imago

POTSDAM-REHBRÜCKE (St). Um kardiovaskuläre Komplikationen und einen frühen Tod zu vermeiden, wird Diabetikern heute geraten, sich mindestens 150 Minuten pro Woche zu bewegen.

Empfohlen wird etwa Spazierengehen oder Radfahren. In einer prospektiven Kohortenstudie wurde nun untersucht, ob Patienten mit Diabetes (Typ 1 und Typ 2) im gleichen Maß von regelmäßiger Bewegung profitieren wie die Allgemeinbevölkerung.

An der EPIC-Studie* nahmen 5859 Diabetiker teil. Sie wurden nach ihren Freizeitgewohnheiten und sportlichen Aktivitäten befragt.

Zudem wurden alle seit Dezember 2010 publizierten prospektiven Studien zum Thema Sport und Diabetes gesichtet und zwölf von ihnen im Rahmen einer Metaanalyse ausgewertet (Arch Intern Med 2012, online 6. August).

Dem Tod davonlaufen

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 9,4 Jahren waren 755 Teilnehmer der Kohortenstudie gestorben, 212 von ihnen an einem kardiovaskulären Ereignis.

Im Vergleich mit inaktiven Diabetikern schnitten Patienten, die in Beruf und Freizeit moderat körperlich aktiv waren, am besten ab.

Sie hatten unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht, und Diabetesmedikation gegenüber denen, die sich am wenigsten bewegten, eine um 38 Prozent niedrigere Gesamtmortalität.

Ihre kardiovaskuläre Sterblichkeit war nahezu halbiert. Bei den Freizeitaktivitäten zeigte sich ein dosisabhängiger Effekt: Je mehr Energie beim Sport, aber auch bei Spaziergängen, Radfahren, Gartenarbeit, Heimwerken oder Haushaltsarbeit verbraucht wurde, desto geringer war die Sterberate.

Dabei wirkten sich Spazierengehen und Wandern besonders positiv auf die kardiovaskuläre Mortalität aus, und dies bereits ab zwei Stunden pro Woche.

Ähnliche Ergebnisse in der Metaanalyse

Auch die Metaanalyse zeigte, trotz gewisser Inhomogenitäten zwischen den Studien, ein ähnliches Bild: Die aktivsten Diabetiker hatten das niedrigste Sterberisiko.

Die Resultate entsprechen denen der Allgemeinbevölkerung: Hier haben Studien gezeigt, dass körperliche Aktivität die Gesamtsterblichkeit um 33 Prozent und die kardiovaskuläre Mortalität um 35 Prozent senken kann.

Insgesamt zeigten sowohl die Kohortenstudie als auch die Metaanalyse, dass es sich in jedem Fall lohnt, auch Menschen mit Diabetes zu regelmäßiger körperlicher Aktivität zu motivieren.

Die Argumente hierfür sind unschlagbar. Angesichts der häufig geringen Bewegungslust der Patienten, sei es allerdings wichtig, so die Autoren, in künftigen Studien erfolgreiche Strategien für einen aktiven Lebensstil zu entwickeln.

In einem begleitenden Editorial betont Dr. Mitchell H. Katz, Direktor des Los Angeles County Department of Health Services, dass Krafttraining die Wirkung eines aeroben Ausdauertrainings ideal ergänze.

Generell sei allerdings entscheidend, dass ein Patient eine Sportart findet, die ihm Spaß macht. Denn nur dann bleibt er dauerhaft dabei - auch wenn er nicht gerade eine Olympiateilnahme anstrebt.

*EPIC steht für European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid offenbar wirkungslos gegen Alzheimer

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse