Toxin hilft bei Reizblase, wenn Anticholinergika versagen

ISTANBUL (ner). Botulinumtoxin- Injektionen könnten bei Patienten mit hyperaktiver Blase eine weitere Behandlungsoption außer Anticholinergika und Physiotherapie sein, hieß es beim Jahreskongreß der European Association of Urology in Istanbul in der Türkei. Sowohl deutsche als auch Schweizer Urologen haben gute Erfahrungen mit Botox®-Injektionen in den Detrusor-Muskel gemacht.

Veröffentlicht:

In einer Studie haben Privatdozent Dr. Christian Hampel aus Mainz und seine Kollegen 42 Männern und Frauen mit nicht-neurogener Blasenhyperaktivität 200 bis 300 Einheiten Botulinumtoxin A als Depot-Injektionen in verschiedene Stellen des Detrusor-Muskels injiziert. Alle Patienten hatten zuvor unzureichend auf eine Therapie mit Anticholinergika angesprochen.

Durch die Injektionstherapie reduzierten sich die Toilettengänge nach sechs Wochen tagsüber von durchschnittlich 16 auf acht, die nächtlichen von vier auf zwei. Zudem stieg die Blasenkapazität signifikant von durchschnittlich 147 ml auf 322 ml.

In einer weiteren Studie haben Schweizer Kollegen um Dr. D. Schmid vom Universitätshospital Zürich 100 Anticholinergika-resistenten Patienten mit nicht-neurogener Blasenhyperaktivität jeweils 100 Einheiten des Toxins injiziert.

Nach ihren Angaben verbesserte sich die Symptomatik bei 88 Prozent der Studienteilnehmer. Bei 76 Prozent der Patienten verschwand die Drangsymptomatik komplett. Der Therapieeffekt hielt sieben bis elf Monate an.

Eine Überraschung erlebten Hampel und seine Kollegen bei der Abfrage der Patientenzufriedenheit. Diese war schlechter als erwartet. Die Hälfte der Patienten war unzufrieden mit dem Therapieresultat, nur 35 Prozent sehr zufrieden. Die Mainzer Urologen führen das auf eine schwere Ausgangssymptomatik, psychische Probleme sowie auf die Tatsache zurück, daß bei manchen Patienten trotz verbesserter urologischer Symptomatik der Harndrang weiter auftrat.

Die Wirkung von Botulinumtoxin ist bei neurogen bedingten Blasenstörungen bereits nachgewiesen.



STICHWORT

Hyperaktive Blase

War die Diagnose der hyperaktiven Blase früher auf Patienten mit imperativem Harndrang und gleichzeitiger Dranginkontinenz begrenzt, schließt die International Continence Society (ICS) jetzt alle Personen mit imperativem Harndrang unabhängig davon ein, ob eine Inkontinenz besteht oder nicht. Die ICS unterscheidet daher jetzt das "overactive bladder syndrome" oder "urgency-frequency-Syndrom" von der "overactive bladder incontinence". Davon zu unterscheiden ist die neurogen bedingte Blasenhyperaktivität (neurogenic detrusor overactivity), etwa bei Morbus Parkinson, Diabetes mellitus oder nach einem Schlaganfall.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Retrospektive Analyse

Pille könnte schubunabhängige MS-Progression bremsen

Risikofaktoren abwägen

Zervixkarzinom-Screening: Mit 65 Jahren Schluss?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Auch bei moderatem Konsum

Studie: Zuckerhaltige Getränke lassen Nierensteine wachsen

Lesetipps
Dreidimensionale gerenderte medizinische Illustration von Dickdarmkrebs im absteigenden Dickdarm eines Mannes.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Aktivierende PIK3CA-Mutation

ASS könnte sich bei bestimmten Darmkrebsformen doch lohnen

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung