Transplantation ist nicht immer die Lösung bei Leberversagen

MÜNCHEN (wst). Patienten mit akutem Leberversagen können innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen auf eine neue Leber hoffen. Nicht immer aber ist die schnellste Entscheidung auch die beste.

Veröffentlicht:

Etwa 10 bis 14 Prozent aller Lebertransplantationen erfolgen bei Patienten mit akutem Leberversagen. Darauf hat Privatdozent Dr. Florian Löhe von der Chirurgischen Klinik des Uniklinikums München-Großhadern aufmerksam gemacht.

Häufigste Ursachen für ein akutes Leberversagen seien akute Intoxikationen, eine akute fulminante Hepatitis oder ein akut auftretender Morbus Wilson. Nicht selten bleibt aber die Ätiologie eines akuten Leberversagens unklar, sagte Löhe auf einer Veranstaltung der Falk Foundation und des Unternehmens Essex in München.

    Warten oder transplantieren? Die Entscheidung ist schwierig.
   

Trotz Spendermangels gelinge es heute praktisch immer, für Patienten mit akutem Leberversagen innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen ein Ersatzorgan bereitzustellen. Die Organisation Eurotransplant, die die Organe vermittelt, definiert diese Eilindikation allerdings äußerst streng. In Frage kommen meist nur Patienten, die das Leberversagen sozusagen aus heiterem Himmel trifft.

Ein akut exazerbierendes Leberversagen im Verlauf einer chronischen Lebererkrankung gilt nach den Eurotransplant-Richtlinien als chronisches Leberversagen und reicht nicht aus, um höchste Priorität eingeräumt zu bekommen. Die gleiche Dringlichkeitsstufe wie Patienten mit echtem akutem Leberversagen haben auf der Transplantationsliste nur Patienten mit akutem Transplantatversagen.

Selbst wenn bei einem akuten Leberversagen ein nahezu ideales Spenderorgan rasch bereitsteht, sei die Entscheidung zur Transplantation nicht einfach, sagte Löhe. Denn bei akutem Leberversagen besteht oft auch die Chance, daß sich das Organ wieder erholt.

Eine lebenslang erforderliche Immunsuppression und andere Nachteile blieben dann erspart. Transplantiert man zu früh, nimmt man den Patienten womöglich diese Chance. Wartet man zu lange, kann der optimale Transplantationszeitpunkt bereits verpaßt sein.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Schilddrüsenbefund – Vom chirurgischen Eingriff zur Radiotherapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.

„ÄrzteTag“-Podcast

Kommt jetzt Bewegung in die Ambulantisierung, Dr. Weinhart?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Aktualisierte STIKO-Empfehlungen

Pneumokokken-Konjugatimpfstoff wird Standard für Erwachsene

Zwei Gastbeiträge, zwei Meinungen

Screening auf Hepatitis B und C – große Chance, aber zu wenig Evidenz?

Lesetipps
Der Taktstock von Sir Simon Rattle, dem neuen Chefdirigenten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

© Karl-Josef Hildenbrand / dpa

Leitartikel zur Rolle der Allgemeinmedizin

Mehr Steuerung durch Hausärztinnen und Hausärzte, bitte!

Ampel auf die Seite gedreht

© soulartist / stock.adobe.com

Koalitionsvertrag

Was die Ampel-Koalition bisher geliefert hat – und was nicht

Die ersten TI-Messenger für das Gesundheitswesen stehen unmittelbar vor ihrer Zulassung durch die gematik und sollen neue Möglichkeiten für eine sichere Kommunikation bieten. (Symbolbild)

© Knopp-Pictures / stock.adobe.com

Das können die neuen Anwendungen

„Is’ was, Doc?“ – TI-Messenger vor dem Start