Versorgung aus einem Guss für Herzpatienten

VÖLKLINGEN (kin). Im Saarland soll die Behandlung von Herzpatienten nach der Devise "Versorgung aus einem Guss" ausgebaut werden. Von der Akut-Klinik, über das Reha-Krankenhaus bis zum niedergelassenen Kardiologen reicht die Kette. Das haben die Techniker Krankenkasse (TK) und das Herzzentrum der SHG-Kliniken in Völklingen angekündigt.

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Anlass war eine Zwischenbilanz. Vor zwei Jahren hatten Kasse und Klinik einen Vertrag zur integrierten Versorgung (IV) geschlossen. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf jährlich 650 000 Euro. Beteiligt sind auch die drei saarländischen Reha-Kliniken in Weiskirchen, Quierschied und Blieskastel sowie 30 niedergelassene Fachärzte im Saarland und in Rheinland-Pfalz.

Die Nachsorge erfolgt ambulant beim Facharzt

Zum Konzept gehört, dass nach einem im Schnitt 10,5 Tage dauernden Aufenthalt im Herzzentrum drei bis vier Wochen Reha-Klinik folgen. Die Nachsorge erfolgt ambulant beim Facharzt. Er bestellt die Patienten zwei Jahre lang alle drei Monate zur Kontrolle ein. Nach neun bis zwölf Monaten werden die Patienten zu einem "Nachsorge-Tag" in eine Reha-Klinik eingeladen. Außer einem Gesundheits-Check gibt es dort Beratungsangebote - auch für Familienangehörige.

Ziel des Projekts ist unter anderem, dass die Patienten alle Behandlungsstufen komplett und ohne Verzögerung absolvieren. "Manche Patienten hatten die Reha bisher auch abgelehnt", berichtete der Chefarzt im Völklinger Herzzentrum, Dr. Helmut Isringhaus.

Zum Teil hätten die Patienten früher die Reha erst mit einigen Tagen Verspätung begonnen. "Auch das war nicht gut". Besonderen Wert legen die Initiatoren des Projekts auch auf den abschließenden Nachsorge- und Beratungs-Tag. "Die meisten Erkrankungen werden ja auch durch die Lebensgewohnheiten verursacht", so Isringhaus.

Konkrete Zahlen über den Erfolg ihres Projekts können TK und Klinik noch nicht vorlegen. Beide sehen aber für sich Vorteile. "Ich weiß jetzt schon vor der OP, zu welchem Kardiologen der Patient später geht", berichtete Isringhaus. "Ich bekomme vom Niedergelassenen alle drei Monate einen Zustandsbericht über den Patienten und kann so Probleme erkennen und eingreifen".

Für die Leiterin der TK-Landesvertretung im Saarland, Ursel Schmill, ist schon jetzt klar, dass das Projekt fortgesetzt wird. "Wir können den Werdegang des Patienten besser verfolgen", sagte sie. Das Vorgehen der Ärzte sei für die Kasse transparent. Schmill: "Wir haben hier das Gefühl, wir können mitentscheiden".

Dass es über den Erfolg bisher noch wenig harte Fakten gibt, liegt auch an den geringen Fallzahlen. Bislang wurden bei dem Projekt 83 Patienten behandelt - 64 von ihnen bekamen einen Bypass gelegt, die anderen Herzklappen-Operationen. Insgesamt finden in dem Völklinger Herzzentrum jährlich etwa 1000 Herz-Operationen statt. Unterstützung für das Projekt kommt von den niedergelassenen Fachärzten. Auch der Völklinger Kardiologe Dr. Wolfgang Schäfer macht mit. "Das funktioniert ganz gut", berichtete er. "Aber von uns sind nicht so arg viele Patienten dabei."

Ärzte sehen in dem Projekt einen guten Beginn

Ähnlich sieht es bei seinem Saarbrücker Kollegen Dr. Dirk Jesinghaus aus, der auch Vorsitzender des Facharztforums im Saarland ist. "Der Wind ist noch stärker als das, was er trägt", meinte Jesinghaus. Trotzdem sei das Projekt ein "guter Beginn". Dort laufe endlich ein IV-Projekt, statt bloß darüber zu verhandeln. Sein Wunsch: Modelle wie in Völklingen sollten ausgebaut werden. Möglicherweise passiert das schon bald. "Wir streben das an", so Chefarzt Isringhaus. "Mit anderen Kassen sind wir schon in Verhandlungen."

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