Viel Trinken und Sport: Tips, die bei Obstipation oft nichts nützen

BERLIN (mal). Patienten mit chronischer Obstipation immer wieder aufzufordern, sich mehr zu bewegen und mehr zu trinken, führt eher zu Frust als zu Erfolg. Denn selbst, wenn sich Patienten hier intensiv bemühen, quält die Verstopfung oft wie zuvor.

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Das hat Professor Stefan A. Müller-Lissner aus Berlin jetzt durch eine Literatur-Recherche festgestellt (Am J Gastroenterol 100, 2005, 232). "Man kann einem Obstipierten nicht in Aussicht stellen, daß sich seine Obstipation bessert, wenn er sich mehr bewegt", so Müller-Lissner. "Und Interventionsstudien, in denen geprüft wurde, ob Obstipation durch mehr Trinken gebessert werden kann, haben ergeben: auch das bringt nichts!" Von Ballaststoffen jedoch profitierten zumindest manche chronisch obstipierten Patienten.

Der Gastroenterologe rät deshalb zum Ballaststoff-Versuch. Er selbst benutzt dafür Flohsamenschalen-Präparate. "Das sind die bestverträglichen Mittel, und ich kann auch die Dosierung vorschreiben", sagt Müller-Lissner. Zwei Wochen lang wird das Mittel eingenommen.

Hat sich der Stuhlgang dann normalisiert, wird über die Möglichkeit, Ballaststoffe mit der Nahrung aufzunehmen, aufgeklärt. Gut wirksam seien Vollkorn-Produkte, erinnert Müller-Lissner. Obst und Gemüse seien dagegen relativ wenig effektiv, weil ihre gut löslichen Ballaststoffe von Dickdarmkeimen leicht gespalten werden und sie dadurch ihre Fähigkeit, Wasser zu binden, verlieren.

Bringt der Ballaststoff-Versuch nichts, "brauche ich auch nicht diese Tips zu geben!", so Müller-Lissner. Für solche Patienten hält der Gastroenterologe dann eine gezielte Laxantien-Therapie für indiziert. Mittel der ersten Wahl sind für ihn dann die Macrogole.

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