Vorhof-Shunt beseitigt, Migräneschmerz gebessert

Veröffentlicht:

Migräne-Therapie für bestimmte Patienten demnächst auch per Herzkatheter? Erstmals ist jetzt in einer prospektiven Studie nachgewiesen worden, daß der mechanische Verschluß eines offenen Foramen ovale (Rechts-links-Shunt) mit einem implantierten Okkludersystem Migräne-Kopfschmerzen lindert.

Bei Patienten mit Migräne ist die Prävalenz des offenen Foramen ovale in der Vorhofscheidewand deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. In mehreren unkontrollierten Studien kamen die Untersucher zu dem Ergebnis, daß der kathetergestützte mechanische Verschluß dieses Vorhof-Shunts die Kopfschmerzen der Patienten verringerte oder verschwinden ließ.

Erste prospektive Studie zum Effekt des Shunt-Verschlusses

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Peter Wilmshurst im englischen Shrewsbury hat nun in der MIST-Studie (Migraine Intervention with STARFlex Technology) erstmals prospektiv geprüft, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen perkutaner Shunt-Beseitigung und Migräne-Besserung besteht.

Die Forscher haben zunächst 432 Patienten mit schwerer Migräne kardiologisch untersucht. In Übereinstimmung mit vorangegangenen Erfahrungen bei Migräne-Patienten war auch in diesem Kollektiv die Prävalenzrate für ein offenes Foramen ovale mit 60 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Komplette Schmerzbeseitigung nur bei sehr wenigen Patienten

Von den Patienten mit bestehendem Vorhof-Shunt wurden 147 in die Studie aufgenommen. Die Hälfte bekam ein Verschlußsystem implantiert. Bei den übrigen wurde eine Schein-Intervention ohne Implantation vorgenommen (mit Vollnarkose und Inzision an der Leiste).

Primärer Endpunkt war die vollständige Elimination der Migräne-Beschwerden. Hier waren die Erwartungen wohl zu hochgespannt: Nur jeweils drei Patienten in beiden Gruppen wurden völlig beschwerdefrei.

Klinisch relevante Vorteile des Foramen-Verschlusses ergaben sich aber, wenn die Meßlatte des Erfolgs niedriger gelegt wurde: Der Anteil der Patienten, die über eine mehr als 50prozentige Verringerung von Kopfschmerz-Tagen berichteten, war in der Interventionsgruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe (42 versus 23 Prozent). Und auch die Kopfschmerz-Gesamtbelastung (Produkt aus Anfallshäufigkeit und Anfallsdauer) war nach Implantation signifikant geringer.

In einer geplanten Nachfolgestudie (MIST-2) mit längerer Beobachtungsdauer und höherer Patientenzahl soll nun überprüft werden, ob sich diese günstigen Wirkungen bestätigen lassen. Über die der Schmerzreduktion zugrundeliegenden Mechanismen läßt sich derzeit allenfalls spekulieren. Ein Vorschlag lautet, daß Blutbestandteile vor ihrer Entgiftung in der Lunge durch den Vorhofshunt direkt in das zerebrale Gefäßsystem gelangen könnten. (ob)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel