Achillessehne gerissen

Wer profitiert vom Nähen?

Wie sollte eine gerissene Achillessehne am besten behandelt werden - operativ oder konservativ? Die Op scheint der konservativen Behandlung leicht überlegen zu sein, doch sie bringt nicht nur Vorteile.

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Achillessehne im Blick: Op nicht immer vorteilhaft.

Achillessehne im Blick: Op nicht immer vorteilhaft.

© Springer Verlag

BUFFALO (dk). Eine rupturierte Achillessehne sollte nach Abschluss des Heilungsprozesses im besten Fall wieder so belastbar sein wie vor dem Riss. Ein wichtiges Indiz für die Stabilität ist die Rate erneuter Rupturen.

Und diese Rate ist nach einer Metaanalyse bei offen operierten Patienten niedriger als bei Patienten, bei denen der Sehnenriss konservativ mit einem Verband behandelt wurde (3,6 versus 8,8 Prozent).

Dr. Ryan Willkins und Dr. Leslie J. Bisson von der Universitätsklinik in Buffalo im US-Staat New York haben zur Therapie bei Achillessehnen-Ruptur in einer Metaanalyse sieben prospektive randomisierte Studien mit 677 Patienten ausgewertet (AJSM 2012, online 16. Juli).

Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von zehn bis 36 Monaten war bei 15 der insgesamt 333 offen operierten Patienten und bei 38 der insgesamt 344 nicht-operierten Patienten die Achillessehne erneut gerissen.

Die Unterschiede bei den Rerupturraten waren statistisch signifikant. Trotzdem ergab sich insgesamt in nur einer der analysierten Studien ein signifikanter Vorteil der Op.

Auch die konservative Therapie punktet

Die Operation hatte im Vergleich zu der konservativen Therapie auch Nachteile: Wegen tiefer Infektionen mussten sechs Patienten aus der Op-Gruppe behandelt werden.

Vor allem operierte Patienten klagten über Narben- oder Hautverwachsungen (13,1 versus 0,62 Prozent) oder sensorische Störungen an der Wade (8,76 versus 0,78 Prozent).

In puncto tiefer Beinvenenthrombosen ging es hingegen unentschieden aus (7 Prozent der Operierten versus 10 Prozent der Nicht-Operierten). Auch waren beide Patientengruppen in etwa ähnlich schnell wieder arbeitsfähig, wobei sich ein kleiner Vorteil für die Operierten herauskristallisierte (nicht signifikant).

Aussagen zur Kraftminderung nach Abschluss des Heilungsprozesses ließen die Untersuchungen nicht zu.

Keine allgemeingültigen Empfehlungen

Warum nach der Operation die Sehnen offenbar reißfester waren als nach konservativer Therapie, erklären die Studienautoren mit dem unterschiedlichen Aufbau der geheilten Sehnen.

Werden die Enden der gerissenen Sehne wieder adaptiert, muss während des Heilungsprozesses nur eine minimale Lücke überbrückt und nur wenig Narbengewebe gebildet werden.

Da mit zunehmendem Anteil an Narbengewebe die Reißfestigkeit der Sehne abnimmt, empfehlen die Studienautoren, eine Achillessehne auf jeden Fall immer dann zu nähen, wenn trotz hoher Belastung das Risiko einer erneuten Ruptur möglichst gering sein soll, etwa bei Athleten.

Andererseits tendieren sie bei Patienten über 60 Jahren, bei Patienten mit Diabetes oder Kortikosteroidtherapie sowie bei Rauchern und Patienten, bei denen die Sehne bereits vor der Ruptur schmerzhaft war, eher zur konservativen Therapie, da bei ihnen das Risiko für tiefe Infektionen besonders hoch ist.

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