Medizinische Versorgung

Einhäupl: Mehr Kooperation von Berlin und Brandenburg ist unverzichtbar

Der ehemalige Charité-Chef Einhäupl mahnt zu mehr Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg . Anderenfalls nehme die Gesundheitsversorgung auf dem Land Schaden.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:

Potsdam. Gesundheitsexperten aus Berlin und Brandenburg haben eine verstärkte Zusammenarbeit beider Bundesländer angemahnt. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Brandenburger Landtags und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) warnten sie vor den Folgen der demografischen Entwicklung und des Klimawandels für das Gesundheitssystem.

„Ich bin fest überzeugt davon, dass nur diejenigen, die großvolumig Ideen zusammenlegen, am Ende eine Chance haben“, sagte der frühere Charité-Direktor Professor Karl Max Einhäupl. Wenn sich Berlin und Brandenburg nicht „in irgendeiner Weise anstrengen, um gemeinsam Dinge voranzubringen“, erklärte der frühere Charité-Direktor Professor Karl Max Einhäupl, werde man von der internationalen Entwicklung abhängen.

Massiv nötig sei es, in Deutschland die Entwicklung der künstlichen Intelligenz in der Medizin voranzubringen. „Brandenburg ist ein armes Land, und auch Berlin hat nicht beliebig viel Geld“, sagte Einhäupl. „Wenn wir es nicht schaffen, unsere Kräfte finanziell und intellektuell zusammenzulegen, werden wir es nicht lösen können“.

Wenn wir es nicht schaffen, unsere Kräfte finanziell und intellektuell zusammenzulegen, werden wir es nicht lösen können.

Professor Karl Max Einhäupl, früherer Direktor der Charité in Berlin

Ein Problem, vor dem die Region nicht nur im Bereich der Medizin steht, sind dabei die Gegensätze zwischen der Hauptstadt, dem sie umgebenden Speckgürtel und dem weiten Raum des Brandenburger Landes. „In Berlin kann man drei Allgemeinmediziner in derselben Straße finden“, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Potsdamer Landtags, Björn Lüttmann (SPD). In Brandenburg diskutiere man hingegen mancherorts darüber, dass es überhaupt keinen Arzt mehr am Ort gibt.

Ähnlich äußerte sich auch Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne): Sie verwies darauf, dass es für Brandenburger Krankenhäuser zunehmend schwieriger werde, die Qualitätskriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zu erfüllen. „Es muss dafür Sorge getragen werden, dass die Qualitätskriterien des G-BA auch in ländlichen, dünner besiedelten Gebieten nicht zu einer Versorgungslücke führen“, forderte die Ministerin. Denn wo es nur wenig Patienten gibt, wird es auch schwer, Mindestfallzahlen zu erreichen.

Dabei hatte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) den Diskussionsteilnehmern zu Beginn noch ins Gedächtnis gerufen, dass „Grundrechte universell gelten – auch das Recht auf Gesundheit.“ Ganz unwidersprochen wollte Einhäupl das nicht lassen: „Wir haben in der Lausitz 15 Krankenhäuser.“ Er fügte hinzu: „Wir müssen uns die Frage stellen: Brauchen wir 15 Krankenhäuser und sind sie wirklich geeignet, das Beste für ihre Patienten zu bieten?“

Nummer eins der Start-Up-Gründungs-Community

Doch auch konkrete Kooperationsprojekte waren am Dienstag Thema: Auf das Gesundheitscluster Berlin-Brandenburg verwies der frühere Präsident der BBAW, Professor Günter Stock: „Wir sind die Nummer eins der Start-Up-Gründungs-Community bei biotechnologischen Firmen“.

Mittlerweile arbeiteten im Cluster 400.000 Menschen und 33 Milliarden Euro Umsatz würden erwirtschaftet. „Wenn wir uns in der Region zusammentun, müssen wir in der Lage sein, eine kognitive, innovative und moderne Großregion für das Thema Gesundheit zu sein“, sagte er.

Themen wie den Klimawandel und dessen Einfluss auf die Gesundheit könne jedoch niemand alleine stellen. Er mahnte eine bessere Abstimmung über Versorgungsleistungen an. „Wir brauchen eine bessere Abstimmung über Versorgungsleistungen, etwa bei der Ausbildung von Schwerpunkten“, mahnte Stock an.

Auch ein gemeinsamer Bettenplan für die Region Berlin-Brandenburg „wäre nicht ganz schlecht.“ Nötig seien auch digitalisierte Patientendaten, um das Thema Versorgungsforschung adäquat aufbauen zu können.

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