Gegen „Renditemedizin“

Erneuter Aufruf zum Protesttag an Hessens Vertragsärzte

Wieder sollen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Hessen am Mittwoch ihre Praxen geschlossen halten, wünschen sich mehrere Berufsverbände. Im Fokus diesmal: Investorengeführte MVZ.

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Im Februar hatten sich niedergelassene Ärzte aus ganz Hessen noch zum Protest auf dem Frankfurter Römerberg versammelt, an diesem Mittwoch soll es bei geschlossenen Praxen als Zeichen des Unmuts bleiben.

Im Februar hatten sich niedergelassene Ärzte aus ganz Hessen noch zum Protest auf dem Frankfurter Römerberg versammelt, an diesem Mittwoch soll es bei geschlossenen Praxen als Zeichen des Unmuts bleiben.

© Hannes P Albert / dpa

Hattersheim/Bad Homburg. Am morgigen Mittwoch wird es erneut zu Praxisschließungen in Hessen kommen. Bereits zum fünften Mal rufen der Hessische Hausärzteverband (HÄVH) sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zum Protest auf.

Hatten die sogenannten Protesttage schon in der Vergangenheit häufig ein Schwerpunktthema wie die vermeintliche Gefährdung der ambulanten Versorgung, Nachwuchs- und Personalmangel oder Honorare und Inflation, haben die Veranstalter nun investorengeführte MVZ ins Visier genommen.

„Es gibt den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren und Arztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben“, sagt beispielsweise HÄVH-Vorstandsmitglied Christian Sommerbrodt. „Deshalb lehnen wir privatwirtschaftlich geführte Versorgungszentren ab, in denen nicht Ärzte, sondern Betriebswirte das Sagen habe“, so der Hausarzt aus Wiesbaden.

Medizinische Indikatoren statt wirtschaftlicher Vorgaben

Bei den ärztlichen Entscheidungen müssten medizinische Indikatoren und die Versorgungssicherheit im Vordergrund stehen, sagt Jan Henniger, Vorsitzender des Berufsverbands der niedergelassenen Chirurgen Deutschland, wirtschaftliche Vorgaben dürften keine Rolle spielen.

Dass dies immer gewährleistet ist, bezweifelt beispielsweise der stellvertretende BVKJ-Landesvorsitzende Dr. Burkhard Voigt. So gebe es Medizinische Versorgungszentren, die von großen deutschlandweit agierenden Laboren getragen würden, und merkt an, „wer bei meinen Patienten mit Schilddrüsenfunktionsstörung regelhaft ein großes Blutbild macht, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er andere als medizinische Interessen bedient“.

Die Veranstalter erinnern daher an die Forderungen des Deutschen Ärztetags vom Mai vergangenen Jahres in Bremen, die Gründung von MVZ durch Krankenhäuser an einen fachlichen, räumlichen und regionalen Bezug zu deren Versorgungsauftrag zu koppeln und dem fortschreitenden Aufkauf des ambulanten medizinischen Sektors durch Private Equity und börsennotierte Aktienunternehmen Einhalt zu gebieten. Die Lösung könnte demnach ein öffentliches und frei zugängiges MVZ-Register sein.

Proteste sollen institutionalisiert werden

Künftig sollen nach dem Willen der hessischen Ärzteverbände jeden letzten Mittwoch im Monat die Praxen schließen oder auf anderem Weg gegen die aktuelle Gesundheitspolitik protestieren. Dabei soll jeweils ein anderes Thema in den Fokus rücken. (bar)

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