Söders Ministerwechsel

Holetschek: Der neue Alleskönner in Bayern?

Überraschend kam der Austausch der bayrischen Gesundheitsministerin Melanie Huml gegen ihren Staatssekretär Klaus Holetschek. Ministerpräsident Söder hegt hohe Erwartungen an den Neuen. Ein kurzes Porträt.

Von Erich Lederer Veröffentlicht:
Getrennt von Corona-Glas: Der neue bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek und seine Amtsvorgängerin Melanie Huml (beide CSU).

Getrennt von Corona-Glas: Der neue bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek und seine Amtsvorgängerin Melanie Huml (beide CSU).

© Sven Hoppe/dpa

München. „Melanie Huml, die dienstälteste Landesministerin für Gesundheit in Deutschland, hatte seit 2008 als zuständige Staatssekretärin und seit 2013 als Ministerin immer ein offenes Ohr für die Belange der niedergelassen Ärztinnen und Ärzte“: So verabschiedete die KV Bayerns die scheidende Gesundheitsministerin. Gab es dann zwingende Gründe für Markus Söder, sie auszuwechseln?

Eigentlich hatte die Ärztin das richtige Stellenprofil für diese Position. Aber mit der Corona-Pandemie häuften sich seit Sommer die Pannen. Zuerst bei den Teststationen an den Autobahnen, dann weitere Missgeschicke beim Start der Impfungen, als der versprochene Termin in Oberfranken nicht eingehalten werden konnte, weil die Kühlkette abbrach.

Es half nichts, dass sie einen neuen Pressesprecher bekam und als Staatssekretär den „Aufpasser“ Holetschek, der vom Verkehrsministerium kam. Aus Sicht des Ministerpräsidenten, so die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch von der Akademie für Politische Bildung, sei Huml wohl zu ruhig gewesen, zu wenig auffällig. Nun hat Söder den Aufpasser selbst zum Gesundheitsminister gemacht. Er hat den Ruf eines „Machers“. Holetschek bezeichnet sich selber als „Allrounder“.

Ich glaube, dass er der Richtige ist in diesem Amt.

Kathrin Sonnenholzner (SPD), eine der Stellvertreterinnen Holetscheks im Landesgesundheitsrat und bis 2018 Mitglied des Bayerischen Landtag

Vom Allgäu nach Berlin gewechselt

Der Jurist ist im Allgäu aufgewachsen und begann seine politische Karriere in Bad Wörishofen, wo er von 2002 bis 2013 als Bürgermeister die Geschicke der Stadt mitbestimmte. Schon zuvor hatte er Berliner Luft als Bundestagsabgeordneter geschnuppert. Seit acht Jahren sitzt er im Bayrischen Landtag, seit 2013 für die Staatsregierung aktiv.

Mit einem Mann an der Spitze des Ministeriums, der über Erfahrungen in Berlin vorweist, aber auch gut mit kommunalen Behörden kann, sollen künftig Pannen vermieden werden. Dazu trägt wohl auch sein Vorsitz des Landesgesundheitsrats in Bayern bei. Zusammen mit Vertretern der Ärzteschaft, Kliniken sowie Funktionären von Pflege, Apothekern und Wohlfahrtsverbänden berät der die Regierung. Dementsprechend sagt auch seine Stellvertreterin von der SPD, Kathrin Sonnenholzner: „Ich glaube, dass er der Richtige ist in diesem Amt.“

Kritik an Position zu alternativer Medizin

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen über seine Einstellung für alternative Heilmethoden. So solle in einem patientenorientierten Gesundheitswesen wissenschaftliche und Naturmedizin gleichberechtigt sein, meint Holetschek.

Mit der Organisation der Corona-Impfung in Bayern wartet eine große Aufgabe auf ihn. So startete am Montag ein Portal zur Online-Registrierung von Impfwilligen, auch wenn sich zuerst nur Angehörige der Prioritätsgruppen 1 und 2 melden sollen, also Menschen über 70, Vorerkrankte und Mitarbeiter in medizinischen Einrichtungen. Das jedoch war aus den Hinweisen zur Registrierung nicht klar erkenntlich. In den ersten Stunden nach der Freischaltung hatten sich so schon rund 130.000 Menschen gemeldet.

Damit die Impfung auch Menschen erreicht, die nicht mehr mobil sind, denkt Holetschek an Impfbusse, die deren Wege verkürzen sollen. Bei seinem Chef stößt er mit solchen Ideen sicher auf offene Ohren. Allerdings fordert Sonnenholner von Holetschek: „Ich wünsche mir einen Gesundheitsminister, der dem Ministerpräsidenten an der einen oder anderen Stelle auch mal sagt, was nicht geht.“

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