Diskussionsrunde

LÄK Bayern wirbt für lokale Hitzeschutz-Bündnisse

Welche Rolle nehmen Kommunen und Ärzte angesichts zunehmender Hitzewellen ein? Dieser Frage gingen Vertreter der Bayerischen Landesärztekammer und aus ärztlichen Kreis- sowie Bezirksverbänden nach.

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Heiße Sommer: Wachsende Herausforderung auch für Praxen und Kliniken.

Heiße Sommer: Wachsende Herausforderung auch für Praxen und Kliniken.

© Jenny Sturm / stock.adobe.com

München. Mit steigenden Temperaturen stellt sich zunehmend die Frage, wie Hitzeschutz in Landkreisen und Kommunen unter Beteiligung von Ärzten und anderer Akteure möglich ist. Wie das konkret aussehen kann, darüber sprachen in München auf Einladung der BLÄK unter anderen der Physiker und Moderator Professor Harald Lesch und Dr. Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit.

„Die Energiewende ist das größte Gesundheitsprojekt unserer Zeit“ – mit dieser These setzte Lesch den Tenor der Diskussionsrunde zu gesundheitlichen Risiken der Klimakrise und möglichen Konzepten zur Hitzeprävention. Als Wissenschaftler stellte er außerdem die Fakten und Folgen dar: Die Temperatur steigt alle zehn Jahre um 0,4 Grad an.

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Bereits heute liegt diese um 1,62 Grad über dem langjährigen Mittel. Nach einem wahrscheinlichen Szenario wird die durchschnittliche Temperatur im Jahr 2100 gar um 3,2 Grad höher liegen – mit dann vielfach potenziell tödlich heißen Sommern. „Was das für das Gesundheitssystem bedeutet, mag man sich gar nicht vorstellen“, so Lesch. Ärzte nehmen nach seiner Einschätzung bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle ein, sowohl bei Aufklärung der Patienten, aber auch bei der Suche nach Lösungen.

„Auf Katastrophenfall schlecht vorbereitet“

Dr. Martin Herrmann fügte hinzu: Bisher sei man auf den Katastrophenfall durch Hitze schlecht vorbereitet. „Das müssen wir schnell in den Landkreisen und Kommunen ändern. Und es muss uns gelingen, Hitzeschutz in Stadt- und Landschaftsentwicklungsprojekten sowie bei der Wärme- und Bauwende zu einem Kernziel zu machen.“ Es gehe jetzt darum, in die Umsetzung zu kommen. Dafür sei eine Mobilisierung in der Breite wichtig.

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BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer plädierte für die Gründung von Hitzeschutzbündnissen auf lokaler Ebene. Diese seien von entscheidender Bedeutung, um Wissen über die gesundheitlichen Folgen von Hitze und die Bedeutung von Hitzeschutz flächendeckend zu verbreiten und gezielt beispielsweise in Gesundheitseinrichtungen, Schulen oder Betriebe zu transferieren.

Kühle Rückzugsorte schaffen

„Schon mit einfachen, kostengünstigen Maßnahmen wie der Einrichtung kühler Rückzugsorte, der Anpassung von Lüftungsstrategien oder der Benennung von Verantwortlichen für den Hitzeschutz, lassen sich vor Ort wirkungsvolle Fortschritte erzielen“, so Quitterer.

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Wie solch ein lokales Bündnis aussehen kann, erläuterte Dr. Marc Block, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Ebersberg, anhand des gleichnamigen Landkreises im Osten Münchens. Das dortige Hitzeaktionsbündnis sei 2024 gegründet worden und basiere auf einem Netzwerk verschiedener Institutionen und Personen. Dessen Pläne reichten von einem „Grünen Krankenhaus“ zu pflanzenbasierter Ernährung in Großküchen, Kantinen und Schulen bis zur Anregung klimarelevanter Projekte auf lokaler Ebene.

Block: „Um vom Reden ins Handeln zu kommen, finden wir auf kommunaler Ebene viele Partner, die sich für unterschiedlichste Themen des Umweltschutzes engagieren. Es lohnt sich immer, Netzwerke zu knüpfen und Synergien zu nutzen.“ (sct)

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