ÖGD

Saarländisches Ministerium will Gesundheitsämter zentralisieren

Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling will die sechs Gesundheitsämter im Saarland enger an die Leine nehmen. Die Landkreise sind davon nicht begeistert.

Von Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Das Gesundheitsministerium des Saarlandes befürwortet eine Zentralisierung der Gesundheitsämter.

„Ich bin ein Freund zentraler Steuerung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes im Land“, erklärte der saarländische Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) in einem Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“. Daher würde er gern die derzeit sechs Gesundheitsämter für die eine Million Einwohner im Saarland auf die Landesebene „hochzonen“.

Vergebliche Verhandlungen mit den Kreisen

Dazu müssten die Landkreise aber auch bereit sein. Schon seit zwei Jahren verhandele man mit den Kreisen über eine Zentralisierung – bisher aber ohne Erfolg. „Im Moment sehe ich dort noch keine Bereitschaft“, so Kolling, der auch Leiter des Corona-Krisenstabs der Landesregierung ist.

Der Gesundheits-Staatssekretär betonte, in der Corona-Krise hätten die Gesundheitsämter bisher gute Arbeit geleistet. Das Land habe die Ämter personell unterstützt. Noch Anfang März hätten die Ämter für die Kontaktverfolgung lediglich 40 Personen zur Verfügung gehabt. Auch dank Verstärkung aus der Landesverwaltung seien es mittlerweile mehr als 280.

Eine Handy-App für den ÖGD, die die Überwachung von Corona-Quarantänefällen erleichtert, ist ...

30 %
... eine sehr hilfreiche Idee.
42 %
... eine "Schnapsidee".
6 %
... nur bedingt sinnvoll, finanzielle Hilfe ist prioritär.
19 %
... nur bedingt sinnvoll, Personalaufstockung ist prioritär.

An der Arbeit der Gesundheitsämter hatte es in der Vergangenheit aber durchaus auch Kritik gegeben, weil die diversen Corona-Regeln und -Vorschriften nicht überall genau gleich umgesetzt wurden.

In Zukunft kommt auf die Gesundheitsämter außerdem noch eine neue wichtige Aufgabe hinzu: Nach dem jüngsten Lockerungskonzept von Bund und Ländern sollen sie binnen sieben Tagen ein konsequentes Beschränkungskonzept vorlegen, wenn es in ihrem Kreis mehr als 50 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohner gibt.

Ärzte sollen für eigene Bevorratung sorgen

Zwangsrekrutierungen von Ärzten – wie zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen diskutiert – sind für Kolling derzeit kein Thema. Man plane auch kein eigenes Infektionsschutzgesetz für das Saarland. „Die bisherigen Bestimmungen reichen aus“, so der Gesundheits-Staatssekretär. Außerdem hätten sich nach einem Aufruf mit der Ärztekammer rund 200 Freiwillige gemeldet, die bei einer plötzlichen Verschärfung der Corona-Krise helfen wollen.

Kolling rief die niedergelassenen Ärzte im Saarland außerdem dazu auf, sich für die Zukunft ausreichend Schutzmaterial zu besorgen. „Auch die Ärzte sowie alle Partner im Gesundheitswesen müssen im Rahmen des Arbeits- und Infektionsschutzes für eigene Bevorratungen sorgen. Hier müssen wir für die Zukunft alle zusammen besser gerüstet sein“, sagte der Staatssekretär.

Trotz aller Unterstützung von Gesundheitsministerium und KV hatte es bei den saarländischen Praxen wochenlang große Engpässe bei der Versorgung mit Schutzmaterial gegeben.

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