Bayern

Ärztetag gegen Massenhaltung von Tieren

Veröffentlicht:

BAMBERG. Um der zunehmenden Resistenzentwicklung vieler Bakterienarten gegenüber Antibiotika zu begegnen, hat sich der Bayerische Ärztetag gegen Massentierhaltung ausgesprochen.

Ursache für die zunehmende Resistenz sei nicht allein die unsachgemäße Verordnung von Antibiotika in der Humanmedizin, sondern ganz erheblich auch deren Einsatz in der Veterinärmedizin und in der Massentierhaltung, heißt es in einer Entschließung, die mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. Etwa 85 Prozent aller Antibiotika würden in der Veterinärmedizin eingesetzt.

Schon heute gebe es gramnegative Erreger, gegen die alle gängigen verfügbaren Antibiotika unwirksam sind. Mit Reglementierungen und Dokumentationspflichten könne dieses Problem nicht gelöst werden. Notwendig sei ein zeitnahes Verbot der Massentierhaltung, begründeten die Delegierten ihre Forderung. (sto)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Gesetzentwurf im Landtag

SPD in Baden-Württemberg wirbt für mobile Gemeindeschwestern

Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 22.07.201423:21 Uhr

Besser keine ideologischen Schlagworte, weniger Antibiotika reicht doch!

Nach bundesamtlichen Ermittlungen, soweit die sich herablassen, etwas zuzugeben (in der Landwirtschaft!)
ist das Mengenverhältnis von Antibiotikaeinsatz für
a) alle Deutschen Krankenhausintensivstationen unter 10 Tonnen pro Jahr
zu
b) "Landwirtschaft" viele TAUSEND Tonnen.

Da hat der Bayrische Ärztetag wenigsten ein echtes Problem angesprochen.

Ich schlage vor, dass das wachsende Heer der politisch und "kostenträgerseits" unterstützten sehr ärztekritischen Heilpraktiker und "Komplementär-Therapeuten" sich erst mal liebevoll um die armen falsch behandelten Tiere kümmern.

Dr. Horst Grünwoldt 23.10.201318:37 Uhr

Vermassung

Nun haben erstaunlicherweise auch die bayerischen Ärzte "die Massentierhaltung", als Mit-Ursache für die Resistenzbildung der Bakterien gegenüber verschiedenen Antibiotika entdeckt.
Dabei verwenden sie auch den ideologisich geprägten und festgetretenen Begriff, anstelle von intensiven Herden-Tierhaltungen zu sprechen.
Diese gibt es tatsächlich im Süddeutschen Raum wg. der geograhischen Struktur so gut wie gar nicht.
Es herrscht eben das wunderbare Klischee vom Almtrieb vor.
Im weitflächigen und dünnbesiedelten Norddeutschland gibt es strukturgemäß große Ansammlungen und Haltungen von landwirtschaftlichen Nutztieren (Geflügel, Schweine, Schafe und Rinder), die allesamt und natürlicherweise zu den Herdentieren gehören.

Wenn der redliche Landwirt denen genügend Außenfläche oder Innenraum bietet, auch noch für ausreichende Futtergrundlage und Pflege sorgt, dann ist deren gehaltene oder gezüchtete Zahl nur von tier-ahnungslosen Ideologen als "Masse" zu beziffern, und in der Zahl willkürlich zu begrenzen im Sinne eines anthropozentrischen, romantisierten Tierschutzes (oder durch demagogische Fotos von Legehennen in der Mauser als tierschutzwidrig zu "beweisen")
Dabei kommen "Massen"-Ansammlungen auch in der freien Natur vor. Denken wir naheliegend an den Nord-Süd-Vogelflug bei uns, oder die Gnu-Wanderungen in der afrikanischen Serengeti.
Für mich als Tierarzt und -freund beurteile ich das "Wohlbefinden" ein jeder Tierart am Gesundheitszustand des Einzelnen. Und dabei schneiden die gegen unwirtliche Außeneinflüsse geschützten -auch großen- Nutztier-Herden i.d.R. ziemlich gut ab.
Was die u.g. allfälligen Antibiotikum-Resistenzen anbelangt, so werden diese zwar den Intensiv-Tierhaltungen als ein Hort der Entstehung angedichtet, sind tatsächlich aber nicht bewiesen.
Vielmehr kommt es dort durch den engen Körperkontakt in der Herden-Immunitäts-Lage zum Phänomen der "Stillen Feiung", wie das in früheren kinderreichen Familien unter Geschwistern ohne Impfung auch beobachtet wurde.
Wenn Gemeinschafts-Ställe für Herdentiere eine "Brutstätte von Seuchen" wären, dann müßten unsere Landwirte den höchsten Infektions-Krankenstand unter allen Berufsgruppen aufweisen! Dem ist bekanntlich nicht so.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (FTA für Hygiene und Mikrobiologie), Rostock


Dr. Horst Grünwoldt 23.10.201317:18 Uhr

Antibiotika-Gebrauch

Nach m.E. wird zu Unrecht die antibiotische Therapie in Human- und Veterinärmedizin als Hauptursache der sog. Resistenzbildung, oder sogar der Unwirksamkeit, gegenüber verschiedenen Mikroorganismen (vor allem Bakterien spp.) bezichtigt.
Vielmehr dürften die spontanen "Erreger"-Mutationen aufgrund der - vor allem im Darmbereich- dauernd stattfindenden, exponentiellen (gramnegativen)Bakterien-Teilungen verantwortlich dafür sein, daß ein zuvor wirksames Antibiotikum "stumpf" wird.
Vergleichbar dürfte diese Art der natürlichen "Resistenzbildung" mit der cancerogenen Veränderung von Geweben sein, die einer hohen Zellteilungs-Rate ("Mauserung)unterliegen. Dazu gehören bekanntlich vor allem die Schleimhäute und ihre zahlreichen, tumorösen (benignen oder malignen) "Entartungen"
In der Tierheilkunde muß leider aus Kostengründen -oder wegen der Logistik- des öfteren im unreinen Bereich operiert werden. Deshalb ist der "großzügige" präventive Gebrauch eines wirsamen Antibiotikums (cave: antibiotika) gegen die meisten, opportunistischen Wundkeime unabdinglich.
Die wiederholten und langjährigen Erfolge des Operierens im "septischen" Millieu des Tierstalles sprechen im übrigen für die erfolgreiche Antbiose. Ansonsten würde kein Tierhalter selbst die moderaten Preise akzeptieren.
Die teuren Humanpräparate kommen aus Kostengründen dort sowieso nicht zur Anwendung.
Und was die besorgten Verbraucher anbelangt, so gibt es für antibiotisch behandelte Nutztiere, die danch der Gewinnung von Milch und Fleisch dienen, strikte Karenzzeiten für die vollständige Ausscheidung oder Verstopfwechselung des Wirkstoffes.
Was vor allem zu tun bleibt, ist die nie nachlassende Forschungs-Aktivität der Pharmaindustrie, die mutierten Eigenschaften "neuer Ereger" zu bestimmen und wirksame Antibiotika dagegen zu entwickeln.
Auf spontane Entdeckungen -wie die von Herrn Flemmings- zu warten, bringt gewiß keinen therapeutischen Fortschritt.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (FTA für Hygiene und MIkrobiologie), Rostock

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus