ARD-Bericht

Auffällige Testosteronwerte bei Spitzenfußballern

Die ARD berichtet über eine Studie, die den Verdacht von Doping im europäischen Spitzenfußball nährt. Die UEFA stellt ihren eigenen Bericht allerdings unter allerlei Vorbehalt.

Veröffentlicht:

BERLIN. Wird im europäischen Spitzenfußball mit leistungssteigenden Hormonen gedopt?

Eine Studie der Europäischen Fußball-Union (UEFA), über die ARD und WDR berichteten, könnte den Verdacht nahelegen. Doch die UEFA selbst stellt die Ergebnisse infrage und warnt vor voreiligen Schlüssen.

Laut dem ARD-Bericht wurden bei 7,7 Prozent der 879 Spieler, deren Urinproben Wissenschaftler untersucht hatten, auffällige Testosteronwerte gemessen.

In diesen Fällen könne Doping mit anabolen Steroiden möglich gewesen sein, hieß es. Konsequenzen drohen den Profis nicht, da die Proben anonymisiert waren.

Urinproben von Spitzenfußballern

Untersucht wurden im Auftrag der UEFA 4195 Urinproben zwischen 2008 und 2013. Sie stammen von Profis, die oft in der Champions League oder Europa League eingesetzt wurden.

An der Studie arbeiteten Wissenschaftler aus zwölf europäischen Anti-Doping-Laboren mit.

Die UEFA hat nach ARD-Angaben inzwischen ihr Doping-Testsystem erweitert, damit auch längerfristige Manipulationen mit Steroiden nachgewiesen werden können.

UEFA: B-Proben nicht möglich

Die UEFA relativierte die Ergebnisse. "Die Studie zeigt keine wissenschaftlichen Beweise für mögliches Doping im Fußball", hieß es auf Anfrage in einer Stellungnahme des Verbandes.

Es gebe beispielsweise das Problem unterschiedlicher Verfahrensstandards unter den zwölf Laboren. Zudem sei nicht möglich gewesen, auch eine B-Probe zu analysieren, wie das von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA als internationaler Standard verlangt werde.

Die Studie zeige nur, dass es sinnvoll sei, auch im Fußball einen biologischen Pass für Steroide einzuführen.

Sportwissenschaftler uneins

Auch der deutsche Sportwissenschaftler Dr. Perikles Simon wies darauf hin, dass die statistische Basis der Studie nicht nachvollziehbar sei. Es sei nicht klar, ob die auffälligen Werte wirklich durch externe Faktoren, sprich Doping, zustande gekommen sein könnten.

Dagegen sagte der britische Dopingforscher Julien Baker: "Wenn die Ergebnisse korrekt sind, ist das sehr alarmierend. Denn es würde zeigen, dass in einigen der größten europäischen Wettbewerbe Steroid-Missbrauch betrieben wird." (dpa)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 22.09.201515:19 Uhr

Kampfhormon

Daß Ball-Kicker auf höchstem Niveau spielend (Bundes- und Champions-Liga) nicht am Mangel vom "Kampfhormon" Testosteron leiden, dürfte klar sein! Genauso wenig ist bei den Dripplern und Rennern wohl an eine Gonaden-Unterfunktion zu denken.
Jedenfalls dürfte das im Überschuß, genauso auch mit dem Urin ausgeschieden werden und darin nachweisbar sein, wie das im Östrus bei dem weiblichen Pendant geschieht.
Schließlich wurde aus dem Harn von rossigen Stuten einst das erste Hormon-Präparat entwickelt. Wer muß da gleich von den Wada/Nada- Spurensuchern an das "Phantom Doping" glauben.
Es sei denn, man ist an höheren Untersuchungszahlen interessiert...
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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