"Bat-Detektor" macht Fledermäuse hörbar
Sie "sehen" mit den Ohren und schlafen kopfüber in Kirchtürmen: Fledermäuse sind wichtige Helfer gegen Ungeziefer. Doch die scheuen Tiere sind in ihrem Lebensraum bedroht: Sie finden kaum noch Schlafquartiere.
Veröffentlicht:SCHWEINFURT. Ein dunkler Schatten huscht über die Köpfe hinweg. Das Ortungsgerät, klein wie eine Fernbedienung, stößt klickende Geräusch aus.
Caroline Holch, Fledermausexpertin aus Unterfranken, freut sich: "20.45 Uhr. Heute sind sie super pünktlich", sagt die Biologin und schaltet die Taschenlampe ein.
Zur europäischen Fledermausnacht hat der Naturschutzbund Deutschland NABU am vergangenen Wochenende bundesweit 183 Veranstaltungen angeboten. Besonders in Parks, an Seen und Teichen segeln die Tiere durch die Nacht.
Holch steht in Schweinfurt unter einer Platane, nur einen Steinwurf entfernt fließt ruhig der Main - Lebensraum der Wasserfledermäuse. Eine Gruppe von 30 Erwachsenen und Kindern umringt die Frau. Mit dem "Bat-Detektor" können auch Menschen die Ultraschall-Rufe der geheimnisvollen Tiere hören.
Mit Hilfe dieser Laute orten die Fledermäuse ihre Beute und orientieren sich im Dunkeln. Die Tiere sind fast überall. Zu sehen bekommt man sie allerdings recht selten. Auch ihre Laute im Bereich von 20 bis 100 Kilohertz sind für den Menschen nicht hörbar.
Erst seit Erfindung des "Bat-Detektors" Anfang der 1990er Jahre können Menschen die Flattertiere akustisch wahrnehmen.
"Das Gerät verwandelt die hochfrequenten Rufe in hörbare Laute", erklärt NABU-Experte Axel Roschen. "Fledermäuse zählen zu den ältesten Säugetieren der Welt. Sie flattern seit über 50 Millionen Jahren durch die Nacht."
Die Tiere helfen dem Menschen Nacht für Nacht bei der Schädlingsbekämpfung. "Eine Fledermaus frisst mehrere tausend Stechmücken pro Jagd", erklärt Holch ihrer Gruppe in Schweinfurt.
Die Fledermaus vertilgt so ein Drittel ihres Eigengewichts an Insekten in der Nacht - rund 60.000 Mücken, Käfer und Spinnen sind das in einem Sommer.
Alleine in Bayern leben 23 Fledermausarten. "Vom großen Abendsegler bis zur Zwergfledermaus fliegt alles durch die Luft", sagt Holch. 1200 Menschen leitete die Fledermaus-Führerin im vergangenen Jahr durch Unterfranken.
Doch Fledermäuse sind gefährdet. Ihr Bestand in Deutschland ist seit den 1950er Jahren um rund 90 Prozent zurückgegangen. Giftige Stoffe in der Landwirtschaft und immer weniger Quartiere zum Schlafen machen den Tieren zu schaffen.
Hinzu kommt, dass Fledermäuse nur ein bis zwei Junge pro Jahr bekommen. Trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen erholt sich der Bestand nur langsam.
Um die Zukunft der Fledermäuse zu sichern, sorgen mittlerweile auch Kommunen und Bezirke für ausreichend Quartiere. Wer beispielsweise in Unterfranken Scheune oder Dachstuhl für eine Kolonie öffnet, wird von der Bezirksregierung mit einer Auszeichnung bedacht. (dpa)
In Rheinland-Pfalz hat der Naturschutzbund eine Webcam aufgestellt, mit der eine Kolonie Fledermäuse in einem Keller in Nassau beobachtet werden kann: http://webcam.fledermausschutz.de/