Behinderte Musiker lassen es krachen

LUDWIGSBURG (dpa). Wenn die ersten Töne von "Marina" erklingen, ist die Brenz-Band kaum zu halten. Dann greift der geistig behinderte Salvatore in die Tasten seines Akkordeons, schließt die Augen und singt aus voller Kehle. Sein Kollege Volker schüttelt kräftig seine Rassel, während der sonst so stille Bernd das Schlagzeug beben läßt.

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"Wir spielen Euch in Grund und Boden" - so lautet das Motto der Ludwigsburger Band. Die elf behinderten und sieben nicht behinderten Musiker sorgen bei ihren fast 50 Auftritten im Jahr für Stimmung. Vor wenigen Tagen hat die Gruppe in Paris von der Unesco den Titel "Künstler für den Frieden" erhalten.

"Wir proben eigentlich nie", verrät Sonderschullehrer Horst Tögel. Vor 28 Jahren begann er, an der Schule für geistig Behinderte an der Brenzstraße mit einigen Schülern zu musizieren. Salvatore war das erste Bandmitglied. Wie die meisten seiner Musiker-Kollegen drückt er zwar schon lange nicht mehr die Schulbank, doch der Band ist er treu geblieben. Inzwischen hat die Gruppe eine so große Fangemeinde, daß sich Tögel vor Anfragen kaum retten kann: "Wir sind schon bis Ende 2006 ausgebucht." Die Brenz-Band spielt auf Geburtstagsfeiern, Volksfesten oder bei Gottesdiensten.

Noten lesen kann kaum einer der Musiker im Alter zwischen 16 und 74 Jahren. Dudelsack, Akkordeon, Mundharmonika, Waschbrett, Baß, Keyboard, Posaune und Mandoline erklingen gleichzeitig. Das Programm reicht für vier Stunden. Manche Stücke sind selbst arrangiert, andere von einer Platte abgelauscht. Improvisation ist gefragt.

Gespielt wird alles von "Yellow Submarine" bis "Marmor, Stein und Eisen bricht". Ideengeber für neue Melodien ist häufig Publikums-Liebling Ralf. Der zurückhaltende Musiker mit dem Down-Syndrom schlägt die Hölzer. Für gute Stimmung sorgt Frontmann Volker. "Einheizer" nennt er sich stolz. Alles sind voll motiviert. "Wenn der Auftritt vorbei ist, habe ich Probleme sie zu stoppen", so Tögel.

Lampenfieber vor den Auftritten? Kopfschütteln in der Runde. Ihre vielen Gigs haben sie auch ins Ausland geführt, so spielten sie im Jahr 2000 im Libanon. Im Staatstheater in Beirut gaben sie ein Konzert, das von mehreren TV-Sendern live übertragen wurde. Der Auftritt habe für behinderte Menschen viel bewirkt, berichtet Tögel. Deshalb gab es jetzt auch den Preis von der Unesco.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.brenz-band.de

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