Brustkrebs - "Was trägt die Frau danach"

Jedes Jahr erkranken tausende Frauen an Brustkrebs. Für diejenigen, die sich nach einer Mastektomie nicht einfach verhüllen wollen, gibt es ein eigenes Mode-Label.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

FRANKFURT. "Man nennt Brustkrebs einen Modekrebs", schrieb die britische Schriftstellerin und Journalistin Dina Rabinowitch, als sie 2004 daran erkrankte. "Doch niemand fühlt sich von der grundlegenden Frage herausgefordert, was trägt man danach?" Bunte Antworten auf diese Frage hat eine Schau geboten, die das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main in Szene gesetzt hat: "amazons in fashion".

Die Modelle tarnen nicht, sondern betonen was war. © abteilung: k

Die Modelle tarnen nicht, sondern betonen was war. © abteilung: k

© abteilung: k

Modelabel aus eigener Erfahrung gegründet

Die Ausstellung im Foyer des Museums präsentierte 30 Modelle aus der Kollektion des Hamburger Mode-Labels "abteilung: k" - Sommer- und Abendkleider, Accessoires, Dessous. Schon der programmatische Titel der Exposition deutete darauf hin, für wen die Mode entworfen wurde. Kämpferisch sind jene Frauen, die diese Kleider tragen, die fehlende Brust gilt Amazonen nicht als Makel oder Einschnitt in ihre Weiblichkeit, sondern ist Ausdruck ihrer Kraft, ihres Mutes und ihres Lebenswillens.

Entwürfe des Mode-Labels "abteilung: k" provozieren, irritieren und faszinieren den Betrachter. © Smith

Entwürfe des Mode-Labels "abteilung: k" provozieren, irritieren und faszinieren den Betrachter. © Smith

© Smith

Die Gründung des Mode-Labels "abteilung: k" im Jahr 2007 geht auf eine persönliche Erfahrung zurück. Vor einigen Jahren erkrankte die Frau des Hamburger Malers Christoph Krämer an Brustkrebs. Die Reaktionen der Außenstehenden auf die sichtbare "Fehlstelle" nach der Mastektomie regte Krämer und seine Tochter Laura, eine Modedesignerin, dazu an, ein Mode-Label für an Brustkrebs erkrankte Frauen ins Leben zu rufen. Das K im Namen steht dabei für vieles: Krebs, Kampf, Kultur, Körper, kurios oder schlicht für Kleidung.

Kreativität statt Plastik oder Implantat

Wie können Frauen modisch auf eine Brustoperation reagieren, wenn sie den fehlenden Busen weder kaschieren noch sich mit einer Plastik oder einem Implantat belasten wollen? "Amazons in fashion" findet hierauf überraschende Antworten, wie die Umkehrung herkömmlicher Reaktionen. Die Modelle tarnen nicht, sondern betonen, was war.

Eine Handtasche auf Höhe der verlorenen Brust. © Smith

Eine Handtasche auf Höhe der verlorenen Brust. © Smith

© Smith

Einigen wachsen leuchtend rote Schlangen aus der Brust, ein Entwurf erinnert mit seinen kleinen, schwarzen Gummibällen an entsprechende Pumpen der Blutdruckmessgeräte, ein anderes Modell glänzt durch eine pfiffige Handtasche in Höhe des rechten Busens. Die Mode ist selbstbewusst und ironisch zugleich. Das Duo Krämer spielt mit dem Betrachter. Ihre Entwürfe provozieren, irritieren und faszinieren.

Problemzonen nicht kaschieren, sondern betonen

Indem die Modeschöpfer die "verwundete Frau" in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten stellten, forderten sie den Besucher der Ausstellung auch zur Auseinandersetzung mit seinem eigenen Körperbild heraus. Jeder Mensch weiß um seine Problemzonen, die er häufig mit Hilfe seiner Kleidung vor den anderen erfolgreich verbirgt.

Was aber wäre, wenn er jene Zonen, wie ihm die Krämers bedeuten, nicht kaschierte, sondern hervorhübe? Die Menschen fühlten sich wohl etwas freier, die Welt aber würde in jedem Falle bunter.

www.abteilung-k.com

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