Offenbarungen auf YouTube

Chroniker sind heiß auf Webtipps

Warum berichten Chroniker in YouTube-Videos öffentlich über ihre Erkrankung? In einer Studie haben Wissenschaftler eine Erklärung ermittelt. Von den Erkenntnissen können Ärzte profitieren.

Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG (reh). Chronisch kranke Patienten wünschen sich im Internet mehr Infos darüber, wie sie den Alltag mit ihrer Krankheit meistern können.

Das zeigt eine Studie spanischer Forscher um Beni Gómez-Zúñiga von der Universität Oberta de Catalunya (Med 2.0 2012; 1(1):el). Und das können Ärzte auch auf ihren eigenen Websites berücksichtigen.

Eigentlich ging es den Forschern darum, herauszufinden, warum Patienten ihre Krankheit und ihre Erfahrungen in Videos auf YouTube mit anderen teilen. Herausgekommen ist bei der kleinen, qualitativen Studie aber ein wichtiger Hinweis für Ärzte.

Isolation durchbrechen

Vier Patienten im Alter von 29 bis 47 Jahren, die Videos zu ihrer Erkrankung ins Internet gestellt hatten - es ging um Patienten mit Diabetes und Multipler Sklerose -, beteiligten sich an der Studie.

Demnach war die Hauptmotivation, ihre Erkrankung öffentlich zu machen, dass sie die große Lücke zwischen den allgemeinen, eher medizinischen Infos zu der Erkrankung und dem Leben mit einer chronischen Krankheit füllen wollten.

Ein weiterer Grund war, dass sie ihre Isolation durchbrechen und in Kontakt mit anderen Betroffenen treten wollten.

Natürlich wurden in den Videos auch persönliche Erfahrungen mit der Therapie und Ärzten dargestellt. Wie die Forscher berichten, hätten die Patienten in ihren Videos aber deutlich gemacht, dass es sich hierbei um ihre individuellen Erfahrungen handele.

Ärzte können von Erkenntnissen profitieren

Warum die Ergebnisse für Praxen nun so interessant sind? Einmal, weil sie so ihre Infos auf der Praxiswebsite den Bedürfnissen von Patienten anpassen können. Nämlich, indem mehr Tipps zum Alltag mit einer Krankheit gegeben werden. Das kann auch den Traffic auf der eigenen Website erhöhen.

Außerdem scheinen bei den Patienten auch Videos gut anzukommen. Allerdings sollten Ärzte aus Datenschutzgründen und wegen der Pflicht zur ärztlichen Schweigepflicht keine Videos von Patienten auf ihre Website stellen, sondern etwa die MFA Fragen des täglichen Lebens mit der Erkrankung vorstellen lassen oder vielleicht kleine Online-Schulungen für Patienten anbieten.

Für Patientenschulungen in der Praxis lässt sich ableiten, dass Gruppenschulungen besser sind, weil die Patienten dann eben sehen, es gibt auch andere Betroffenen und weil sie sich so direkt in der Schulung mit anderen Patienten austauschen können.

Und natürlich kann die Praxis auf ihrer Website auf solche Gruppenschulungen hinweisen.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Patientinnen verwechselt

Prager Krankenhaus nimmt irrtümlich Abtreibung vor

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“