Millionen Postings ausgewertet

Das Thema Gesundheit dominiert Social Media

Beiträge in sozialen Medien verraten viel, sagen Forscher. Sie geben Einblicke, welche Werte besonders wichtig sind.

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Das Thema Gesundheit wird in den sozialen Medien besonders oft aufgegriffen.

Das Thema Gesundheit wird in den sozialen Medien besonders oft aufgegriffen.

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Hamburg. Atom- und Kohleausstieg, CO2-Belastung und Fridays-for-Future-Demos: Die Diskussionen um die Zukunft von Klima und Menschheit haben sich auch auf einen Wertekanon von Internetnutzern in Deutschland ausgewirkt.

War vor zwei Jahren die Ursprünglichkeit und Schönheit der Natur ein Sehnsuchtsort für deutschsprachige Nutzer von Facebook, Twitter & Co., ist sie im Werte-Index 2020 vom vorherigen Spitzenplatz deutlich auf den siebten Platz zurückgefallen, wie die Markt- und Trendforscher von Kantar TNS, Trendbüro, Bonsai und dfv Mediengruppe kürzlich erläuterten.

Stattdessen hat das Thema Gesundheit schon vor dem Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 seine Spitzenposition der Vorjahre zurückerobert. Der Austausch über Diagnosen, Therapien und Gesundheitsgefahren hat wieder zugenommen. Seit 2009 wird der Index alle zwei Jahre ermittelt und veröffentlicht.

3,3 Millionen Postings ausgewertet

Forscher werteten dafür diesmal rund 3,3 Millionen Postings in deutschsprachigen Social-Media-Kanälen aus. Hinter dem Thema Familie auf Rang zwei (plus eins) liegt nun Erfolg. Der Aufsteigerwert des Jahres machte drei Plätze gut.

Doch ist es nicht paradox, dass ausgerechnet die Natur in Zeiten von Klimadebatten zurückfällt? „Die Natur (...) ist nun Teil einer breiteren politischen und gesellschaftlichen Diskussion, die weniger in Social Media stattfindet“, erklärte Soziologe Jens Krüger (von Bonsai).

Zwar büßte auch Nachhaltigkeit einen Platz ein und war das Schlusslicht unter den zehn Werten. Allerdings fänden sich die Themen der Klimaaktivisten gleichzeitig bei Werten wie Freiheit – unverändert auf dem vierten Platz – oder Gerechtigkeit (rückte um einen Platz auf den neunten Rang auf) wieder.

Die Natur als politische Kraft

„Die Natur verliert ihre spirituelle Aura und wird politische Kraft. Die Sorge um das Klima hat zugenommen“, sagte Trendforscher Professor Peter Wippermann.

Die analysierten Chats und Einträge in den sozialen Medien demonstrierten die Polarisierung in der Gesellschaft: Während Kinder und junge Erwachsene von Klima-Angst geprägt seien, wehrten die Älteren eine Öko-Diktatur ab – pro Status quo.

Die Diskussionen auf Websites, in Blogs und Foren sind nach Beobachtung der Analysten politischer geworden. „Weniger Lifestyle, mehr Politik. Die Gespräche werden insgesamt kritischer, politischer und handfester“, resümierte Trendforscher Wippermann. (dpa)

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