Glosse
Die Duftmarke: Postprandial
Sie waren so entspannend, die Osterfeiertage: die Schokohasen, die Marzipaneier und die Eierlikör-Pralinen! Dieses Hochgefühl, wenn die Schokolade schmilzt und die Geschmacksknospen nach der Fastenzeit wie die Blumen im Frühling endlich wieder aufgehen. Und dann erst die postprandiale Phase: Die Zuckerwerte steigen an, der Aktivitätslevel fällt und fällt, der Kopf rutscht nach hinten, die Arme gleiten von der Stuhllehne – vollkommenes Glück wird nur im Vergessen aller Obligationen erreicht!
Um so härter wird das Erwachen für die Gesundheitspolitiker der Ampel: Langsam heben sich die Augenlider, da geraten, Schockschwerenot, die Notfallreform, die Klinikreform, die E-Health-Strategie und die Versorgungsgesetze schon wieder in den Blick.
Waren die Hausaufgaben vor Ostern nicht schon gemacht mit der Verordnung zum Anspruch auf die zusätzliche Schutzimpfung und auf Präexpositionsprophylaxe gegen COVID-19 und der Allgemeinverfügung zur Sicherstellung der flächendeckenden Verteilung von Impfstoffen gegen COVID-19? Ach ja! Alles unwichtig – die Pandemie ist vorbei, und jetzt warten BMC-Kongress, DMEA und dann – oh weh! – der Deutsche Ärztetag.
17 große Gesetzesprojekte stehen auf der To-do-Liste des Bundesgesundheitsministers, eines – immerhin? – ist abgehakt. Ein Albtraum in der postprandialen Tiefschlafphase? Leider nein, die Realität hat uns wieder. Wär’ doch wieder Ostern! Oder wenigstens Weihnachten!