Glosse
Die Duftmarke: O tempora, o mores!
Was passiert, wenn drei MFA-Generationen aufeinandertreffen? Finden wir es in einem Gedankenexperiment heraus! Einblicke in eine fiktive Arztpraxis mit Menschen aus Generation Babyboomer, Y und Z.
Veröffentlicht:
Verschiedene Vorstellung von Leben und Arbeiten: die unterschiedlichen Generationen.
© Terver / stock.adobe.com (KI-generiert)
Praxisinhaber Horst L. ist verzweifelt: Seit 26 Jahren betreibt er eine Hausarztpraxis in einer kleinen Stadt – wo genau, wollen wir nicht verraten. Während der Praxisinhaber mit Themen wie GOÄneu oder Ti noch einigermaßen zurechtkommt, treibt ihn eine Sache in den Wahnsinn: seine drei MFA aus verschiedenen Generationen.
„Richtig rund läuft es immer mit Sabine (Jahrgang 1960)“, erzählt L. schwärmerisch. „Wir sind ein eingespieltes Team und ihre Disziplin ist vorbildlich“, berichtet der Arzt. Sabine sei eine Stunde vor Praxisöffnung vor Ort, bereite alles vor. Sie arbeitet seit Tag Eins in L.s Praxis, bleibt am Nachmittag, bis alles fertig ist und räumt penibel auf. Zudem erfreut sie ihren Chef mit modischen Jäckchen von Marc Cain, wenn sie die Praxis betritt.
Auftritt Jessica: Die 38-Jährige betritt die Praxis zehn Minuten für Öffnung. Das Nirvana-Bandshirt und die Skinny Jeans irritieren L., dessen Praxis ihr dritter Arbeitgeber ist. Jessica geht vor dem Umziehen zur Kaffeemaschine und fragt beiläufig, ob es nicht Zeit sei für eine neue, die Flat Whites brühen kann. L. verneint etwas perplex und bittet um Beeilung; die ersten Patienten warten. Jessica stellt die namensgebende Frage für die Generation Y: „Why/Wieso?“ – und bezieht sich auf die Kaffeemaschine. Dann fragt sie noch, ob sie morgen von zu Hause arbeiten kann: Ihre Yogagruppe beginnt schon um 14:30.
Work-Life-Balance sei ein gutes Stichwort, mischt sich Clara (24) in die Diskussion ein. Die jüngste MFA trägt ebenfalls ein Nirvana-Shirt, weil ihr der Smiley so gut gefällt – kennt aber die Musik nicht. Sie fühle sich kurz vor dem Burnout und will um 12 Uhr gehen; sie habe außerdem Henry dabei, das sei so etwas wie ein Therapiehund. Bevor L. ansetzen kann, um „Das hier ist eine Arztpraxis!“ zu sagen, ergreift Clara wieder das Wort: Sie wolle mit ihm heute auch noch das Einstiegsgehalt bereden – das sei ihr zu niedrig für ihre Drei-Tage-Woche.
L. muss sich setzen. Während Sabine hinter dem Tresen alles im Griff hat, vibriert sein Handy. Jessica und Clara haben ihm einen Zoom-Termin für nächste Woche eingestellt: Sie wollen mit ihm über Mülltrennung (wegen Nachhaltigkeit) und der Sinnhaftigkeit in ihrem Job sprechen.