Wiener Ärzteball

Die Hofburg lädt zum Tanz

10.000 Rosen, 3300 Besucher, Live-Musik in zehn Sälen gleichzeitig: Der Wiener Ärzteball in der Hofburg bietet ein einzigartiges Ambiente.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Der Ball in der Hofburg hatte das Motto: Die "Chicago Blues Night"

Der Ball in der Hofburg hatte das Motto: Die "Chicago Blues Night"

© Michaela Illian

Warum ist der Wiener Ärzteball im Vergleich zu anderen Medizinerbällen einzigartig? Weil er in einem gigantischen Gebäude mit unvergleichlichem Ambiente stattfindet, das über Jahrhunderte das Zentrum des Habsburgerreiches gewesen ist. Und weil er für Gäste eine beeindruckende Vielfalt an professioneller Livemusik bietet, die ihresgleichen sucht.

Die Faschingszeit in Wien ist die Zeit der großen Bälle. An manchen Wochenenden gibt es zehn bis 20 parallel laufende Events, und fast könnte der Eindruck entstehen, dass jede einzelne noch so exotisch anmutende Berufsgruppe ein eigenes Fest feiert: Rauchfangkehrer-Ball, Zuckerbäckerball, Ball der Wiener Kaffeesieder, Jägerball, Ball der Offiziere, Polizeiball, Pharmazieball und, und, und . . .

Der Weg zum Ball 2018

  • Der 68. Ärzteball findet am 27. Januar 2018 in Wien statt.
  • Schauplatz wird erneut die Wiener Hofburg sein.
  • "Ärzteball-News" ist ein Newsletter mit Infos zum Ball, der per Mail bestellt werden kann: aerzteball@aekwien.at
  • Die Kleiderordnung: Bodenlanges Abendkleid, schwarzer Frack, schwarzer Smoking oder Gala-Uniform
  • Weitere Informationen unter: www.aerzteball.at

Der Ärzteball gehört zu den populärsten und größten Bällen. Die "Ärzte Zeitung" war am vergangenen Samstag dabei, hier das Protokoll eines Abends, der vieles geboten hat, nur eines nicht – Zeit zum Durchatmen.

Magnifizienzen und Spektabilitäten

Trompeten erklingen, das Fest beginnt mit dem Aufmarsch der Honoratoren. Magnifizienzen, Vorsitzende der Senate, Kurienobleute, Spektabilitäten der Wiener Universitäten schreiten mit ihren Gattinnen ein, die Europahymne ertönt und gleich danach die österreichische Nationalhymne. "Wir haben für die Gesundheit unserer Patienten viel geleistet, wir haben uns einen Abend wie diesen mehr als verdient", sagt Professor Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekammer Wien, zur Eröffnung, und bringt mit dieser Botschaft die Meinung der Ärzte im Saal auf den Punkt.

Unterhaltung ist angesagt, doch bevor es losgeht, referiert der Rektor der Medizinischen Universität Wien Professor Markus Müller als Schirmherr des Balls den US-Autor Thomas Friedman, dessen Prognose optimistisch stimmen müsse. In unsicheren Zeiten würden zwei fundamentale menschliche Eigenschaften zunehmend an Bedeutung gewinnen: Empathie und soziale Kreativität. "Da sind wir gut aufgestellt", ruft Müller den Gästen im Saal zu, "denn das ist unser ärztliches Kerngeschäft".

Die Show beginnt, das Jungdamen- und Herrenkomitee wartet ungeduldig auf seinen Auftritt. Debütantinnen stehen ganz in Weiß mit ihren Partnern auf dem Parkett. "Die Hand, zwei, drei, verbeugen, zwei, drei", ein grandioser Auftakt, der Lohn für hartes Training. Ursprünglich meint der Begriff "Debütantin" die Einführung einer jungen Frau in die Gesellschaft. Doch das ist hier Schnee von gestern. Viele Kinder von Ärzten tanzen mit, und nicht jeder Besucher kann in der ersten Reihe stehen. Mütter recken ihre Arme hoch und versuchen mit Smartphones Bilder zu schießen. Wohlwollende Blicke beim Kontrollieren der Fotos zeigen: es hat funktioniert.

Auch Gäste aus Deutschland sind dabei. Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch ist ebenso gekommen wie Hessens Kammerpräsident Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, sein sächsischer Amtskollege Dr. Erik Bodendieck und Thüringens Kammerchefin Dr. Ellen Lundershausen. Zwischen deutschen und österreichischen Kammern ist ein intensiver Austausch entstanden, seit vor einigen Jahren junge Ärzte für ihre Facharzt-Weiterbildung nach Deutschland gekommen sind. Immer am letzten Samstag im Januar findet seitdem ein Arbeitstreffen statt, in dem Themen diskutiert werden, die für die Zukunft beider Länder relevant sind.

In diesem Jahr hießen die Stichworte "next generation" und Telemedizin. "Da ist es gut und wichtig, sich nach intensivem Austausch mit den österreichischen Kollegen am Abend in der ganz besonderen Atmosphäre dieses Traditionsballs gemeinsam entspannen zu können," sagt Kammerchef von Knoblauch zu Hatzbach.

Der Ball in der Hofburg hat ein Motto: Die "Chicago Blues Night" will entführen in die Welt zwischen 1947 bis 1957, die als Blütezeit dieser bis heute populären Musik gilt. Eine Bluesband sorgt für Stimmung und weckt Phantasien: Was würde wohl Muddy Waters, der Altmeister des Chicago Blues, sagen, wenn er jetzt durch die Räume der Hofburg schlendern würde – mit Walzerklängen im Ohr, mit Discofox und Schrammelmusik?

Mittlerweile ist es morgens um kurz vor drei. Also Zeit, um sich langsam aus der Hofburg zu verabschieden, weil es Probleme mit der Kondition gibt? Nichts da! 3300 Gäste sind zum Ball gekommen, darunter 200 allein aus Deutschland. Und wer jetzt geht, der verpasst eine Riesengaudi. Die "quadrille française" steht an. Hunderte Paare kommen auf dem großen Parkett zusammen, stellen sich in langen Reihen im Saal auf, von Sekunde zu Sekunde werden es immer mehr. Es wird enger und enger, gespannte, erwartungsfreudige Gesichter sind zu sehen. Wer das erlebt, der traut seinen Augen und Ohren nicht.

Jubel wie beim Fußball

Mesdames et Messieurs, die Quadrille beginnt. Von der Bühne aus ertönen französische Befehle; Chaîne anglaise! Tour de main! Traversé! Paare rennen hektisch und begeistert zugleich hin- und her, drehen sich mit eigenen und wildfremden Partnern im Kreis, galoppieren mit den teuren Roben durch den Ballsaal. Über eine halbe Stunde läuft die Show, mit begeistertem Jubel, als wäre beim Fußball im Stadion ein Tor gefallen. Das ist Lebensfreude pur und kaum zu toppen.

Jede Party geht mal zu Ende, nach und nach verschwinden zehntausend Rosen, die den ganzen Abend die Seiten des Treppenaufgangs und viele Säle der Hofburg prachtvoll verziert haben. Die Herren der Schöpfung bedanken sich mit Blumen bei ihren Partnerinnen für einen tollen Abend.

Am Ende bleibt die Vorfreude auf ein Event, das auch aus Sicht der Protokollanten der "Ärzte Zeitung" keiner verpassen sollte: Es ist der Ärzteball im nächsten Jahr, Hofburg Wien, 27. Januar 2018. Die Botschaft: Nach dem Ball ist vor dem Ball.

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