Ein Hospital für die Armen Perus

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Ein Wiesbadener Arzt-Ehepaar hat seinen Lebenstraum verwirklicht und das scheinbar Unmögliche möglich gemacht: Dr. Klaus-Dieter John und Dr. Martina John haben für die ärmsten Einwohner Perus ein Missionsspital errichtet, das höchsten medizinischen Ansprüchen genügt.

Von Pete Smith

Wirbt mit Vorträgen für sein Projekt: Chirurg Dr. Klaus-Dieter John.

Wirbt mit Vorträgen für sein Projekt: Chirurg Dr. Klaus-Dieter John.

© Foto: Smith

Sie waren 17, als sie sich kennenlernten. Damals schon träumten Martina und Klaus-Dieter John von einer gerechteren Welt, in der auch die Armen Chancen erhalten, die sonst nur den Reichen vorbehalten sind. 30 Jahre später sehen die Wiesbadener ihren Traum verwirklicht - nach Jahren der Entbehrung, Strapazen und schier unglaublicher Hartnäckigkeit. Das Hospital Diospi Suyana, ein ultramodernes Krankenhaus für die Quechua-Indianer in den Anden Perus, auf 3,5 Hektar die Realisierung einer gerechteren Welt.

1991 bereisten die Johns als Rucksacktouristen zum ersten Mal Peru. Drei Monate waren sie unterwegs und erlebten die unvorstellbare Armut, unter der vor allem die Ureinwohner des Landes leiden. Die Quechua-Indianer sind die Nachfahren der letzten Hochkultur der Inkas. Zehn Millionen Quechua leben in Peru, die meisten von ihnen total verarmt. Die Hälfte der Ureinwohner leidet unter Wurmerkrankungen, Tuberkulose und Hautinfektionen sind weitere Probleme, zudem flüchten sich viele Menschen in den Alkohol - eine der Hauptursachen für Gewalt.

Hier, in der Bergwelt Südperus, nimmt der Traum von Martina und Klaus-Dieter John erste Konturen an. Als Ärzte, so hoffen sie, können sie etwas bewegen. Noch haben sie ihre Ausbildung nicht abgeschlossen. Martina John, Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes, wird in den folgenden Jahren ihren Facharzt für Kinderheilkunde absolvieren, Klaus-Dieter John nach Aufenthalten in Harvard, Yale, Johannesburg und Berlin seine Facharztausbildung in Chirurgie beenden.

Die Klinik wird nur durch Spenden finanziert

Wichtige Erfahrungen sammeln beide im Hospital Vozandes del Oriente in Ecuador, wo sie von 1999 bis 2003 arbeiten. "Hier haben wir erstmals das gemacht, was wir immer machen wollten", erzählt Klaus-Dieter John. Und hier konkretisiert sich ihr Traum: ein Krankenhaus, das nur durch Spenden finanziert und unterhalten wird, an sich eine unmögliche Vorstellung, für zwei überzeugte Christen jedoch eine Vision, die mit Hilfe Gottes zu verwirklichen sei. Zurück in Deutschland gründen sie mit Freunden den Verein Diospi Suyana, was frei übersetzt "Wir vertrauen auf Gott" heißt. Zehn Mal reisen sie in den folgenden Monaten nach Peru und halten Ausschau nach einem geeigneten Grundstück für ihr Hospital. In der Stadt Curahuasi im Bundesstaat Apurímac werden sie fündig: Im Armenhaus Perus, im Herzen des Hochlands, erwerben sie von der katholischen Kirche, einem der Großgrundbesitzer Perus, ein 3,5 Hektar großes Areal zu einem Schnäppchenpreis von 25 000 Dollar.

Übersiedlung nach Peru mit drei Kindern

7000 Seiten umfasst die Planung des Großprojekts, für die allein 60 000 Dollar fällig werden. Der Gebäudekomplex soll etwa vier Millionen Dollar kosten, die Geräte zwischen zwei und fünf Millionen Dollar. "Wir hatten kein Geld", sagt Klaus-Dieter John und bekundet, wie er und seine Frau allein auf Gott vertrauten, um ihren Traum wahr zu machen.

Eine Patientin wird auf dem Pferd in die Klinik gebracht.

Eine Patientin wird auf dem Pferd in die Klinik gebracht.

© Foto: John

2003 übersiedeln sie mit ihren drei Kindern nach Curahuasi, wo sie ein Lehmhaus beziehen, in dem es weder Strom noch Wasser gibt. Eine weiße Familie unter 30 000 Indianern. Während die Kinder vor Ort in die Schule gehen, handeln die Eltern Verträge aus und werben für ihr Projekt. 1000 (!) Unterstützer sind nötig, um das Krankenhaus langfristig zu unterhalten. Dazu 35 Freiwillige - Ärzte, Schwestern, Handwerker, Techniker - die ebenso wie sie in Lehmhäusern leben und mindestens ein Jahr, am besten drei, ohne Gehalt in dem zu errichtenden Krankenhaus arbeiten sollen. "Leute, die genauso verrückt sind wie wir", wie es Klaus-Dieter John formuliert.

Der Chirurg arbeitet einen Vortrag aus und beginnt, damit durch die Lande zu tingeln. Er referiert vor Gemeindemitgliedern, Ärzten, Firmenchefs, Journalisten und sammelt auf diese Weise Geld- und Sachspenden. Nicht nur in Deutschland, auch in den Nachbarländern und in den Vereinigten Staaten. 200 Vorträge pro Jahr, 1090 insgesamt, für die er von 2004 an insgesamt 193 000 Kilometer zurückgelegt hat.

Inzwischen verfügt der Verein über 743 Fördermitglieder. Im vergangenen Jahr spendeten jene eine Million Dollar. Seit 2004 haben die Johns und ihre Mitstreiter sagenhafte 9,4 Millionen Dollar gesammelt, wobei die Preisrabatte noch nicht einmal eingerechnet sind.

Viele Prominente unterstützen das Projekt, unter ihnen Dagmar Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, und der Golfprofi Bernhard Langer.

Patienten reisen aus 1000 Kilometern Entfernung an

So ging ein Traum in Erfüllung. Der erste Spatenstich erfolgte am 24. Mai 2005, die Einweihung des Spitals am 31. August 2007. Heute gilt das Hospital in den Anden Perus als eine der modernsten Kliniken des Landes. Der riesige Komplex verfügt über Labor, Röntgenabteilung, Op-Bereich, Geburtsstation, Notaufnahme (sieben Betten), Intensivstation (fünf Betten), Haupthaus (60 Betten), Physiotherapie, Apotheke, Küche, Speisesaal, Werkstatt, Wäscherei, Amphitheater und eine Kirche. In den vergangenen anderthalb Jahren haben die Johns und ihre Mitstreiter 30 000 Patienten behandelt, die Ärmsten der Armen, von denen manche sogar aus den Slums der 1000 Kilometer entfernten Hauptstadt Lima nach Curahuasi reisen.

Pilar Nores de García, die Gattin des peruanischen Bundespräsidenten, hat die Patenschaft des Hospitals Diospi Suyana übernommen. Für sie ist diese Einrichtung eine "Kathedrale der Liebe".

Informationen finden Sie auch im Internet unter www.diospi-suyana.org. Voraussetzung für eine Mitarbeit im Missionsspital sind spanische Sprachkenntnisse.

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