Eine Geste der Menschlichkeit

FRANKFURT/MAIN (smi). Bei einer Razzia wird der zwölfjährige Ahmed aus dem palästinensischen Flüchtlingslager Jenin von israelischen Soldaten erschossen. Sein Vater Ismael spendet die Organe seines Sohnes - auch an Juden. Aus der wahren Geschichte entstand der Film "Das Herz von Jenin".

Veröffentlicht:

Ahmed ist zwölf, als er mit Freunden Krieg spielt. Araber gegen Juden, das ist normal im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin. Doch an diesem Tag vor vier Jahren wird aus dem Spiel Ernst. Israelische Soldaten halten Ahmeds Spielzeuggewehr bei einer Razzia für eine Kalaschnikow und schießen ihm in den Kopf. Sein Vater sitzt am Bett des sterbenden Jungen und entscheidet, dass Ahmeds Organe fremdes Leben retten sollen - auch jüdisches.

Es ist eine wahre Geschichte, die die Regisseure Lior Geller und Marcus Vetter unter dem Titel "Das Herz von Jenin" ins Kino gebracht haben. Die bewegende Dokumentation, die mit dem "Cinema for Peace Award 2009" ausgezeichnet wurde, ist auch in Deutschland zu sehen - im Original mit deutschen Untertiteln.

Ismael Khatib blieben zwölf Stunden Zeit für seine Entscheidung. Gerade hatten die Ärzte im Krankenhaus in Haifa, Nord-Israel, Ahmeds Hirntod festgestellt. Das Herz des Jungen schlug mit Hilfe der Maschinen weiter. Plötzlich kam ihm die Idee, die Organe seines Sohnes zu spenden. Andere Kinder würden mit Ahmeds Hilfe überleben - auch israelische Kinder. Vor dem Hintergrund des Konflikts musste er jedoch zuvor die religiösen Führer in Jenin um Erlaubnis fragen. Sie hatten keine Einwände.

Sechs Kinder erhalten die Organe von Ahmed.

Ismael Khatibs Entscheidung hatte weitreichende Konsequenzen, wie der Dokumentarfilm "Das Herz von Jenin" erzählt. Sechs Kinder erhalten Ahmeds Organe, von denen fünf weiterleben. Aufgrund dieser menschlichen Geste steht die Familie des Spenders Monate lang im Fokus der Öffentlichkeit. Doch ihre Entscheidung trifft auch auf Unverständnis. Freunde rücken von ihr ab. Lior Geller überredet Ismael Khatib, die Geschichte von Ahmed und seinem Nachleben der Weltöffentlichkeit zu erzählen. Khatib stimmt zu.

Gemeinsam mit den Filmemachern hat der Palästinenser, der als Intifada-Kämpfer selbst Jahre lang in israelischer Haft saß, die Empfänger der Organe seines Sohnes aufgesucht. Etwa den Beduinensohn Mohammed, der Ahmeds Niere bekommen hat, die Drusentochter Samah, in der Ahmeds Herz schlägt, und die Jüdin Menuha, Tochter einer orthodoxen Familie, die mit Ahmeds zweiter Niere ohne Dialyse leben darf.

"Meine Rache ist die Menschlichkeit", sagt Ismael Khatib. Tatsächlich hat der Palästinenser mit seiner friedlichen Geste mehr bewirkt als alle Krieger zusammen. Heute leitet Khatib in Jenin eine Begegnungsstätte für Jugendliche, finanziert durch Geld, das in Folge seiner beispiellosen Tat gespendet wurde. Weitere Einrichtungen wie diese sollen folgen. Damit die Kinder von der Straße kommen. Und damit sie lernen, Frieden zu spielen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel