G8: 7,3 Milliarden Dollar für Kinder und Mütter

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HUNTSVILLE (dpa). Im Kampf gegen Mütter- und Kindersterblichkeit in armen Ländern wollen die G8-Staaten 7,3 Milliarden US-Dollar bis 2015 mobilisieren. Auf ihrem Gipfel in Huntsville bei Toronto beschlossen die sieben großen Industrienationen und Russland (G8) die neue Initiative.

Internationale Hilfsorganisationen begrüßten das Vorhaben, kritisierten aber, die umgerechnet 5,9 Milliarden Euro seien völlig unzureichend. "Das ist weniger als unsere geringsten Erwartungen", sagte der kanadische Sprecher der Hilfsorganisation Oxfam, Robert Fox. "Das zeigt, dass der Tod von tausenden Frauen und Kindern auf globaler Ebene immer noch nicht ernst genommen wird." Marwin Meier von World Vision sagte: "Das Geld wird hinten und vorne nicht reichen."

Jedes Jahr sterben in Entwicklungsländern fast neun Millionen Kinder unter fünf Jahren. Das sind jede Stunde etwa tausend oder umgerechnet etwa 400 Schulbusse voller Kinder pro Tag. Mit der Initiative sollen die beiden Millenniumsziele vorangebracht werden, den Tod von Kindern unter fünf Jahren bis 2015 um zwei Drittel zu reduzieren, bei Müttern um drei Viertel.

Von allen der im Jahr 2000 beschlossenen Millenniumsvorgaben hinken die Staaten bei diesen beiden Punkte am meisten hinterher. Um die Ziele noch zu erfüllen, halten Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen (UN) vielmehr 24 Milliarden US-Dollar bis 2015 für notwendig. Auf einer UN-Konferenz im September in New York soll die Einhaltung der Millenniumsziele überprüft werden.

Für die nach dem Tagungsort benannte "Muskoka Initiative" geben die G8-Staaten fünf Milliarden US-Dollar, während die Stiftung des Microsoft-Gründer Bill Gates und fünf andere Länder zusätzlich 2,3 Milliarden US-Dollar spenden, wie Kanadas Ministerpräsident Stephen Harper berichtete.

Kanada sagte allein 1,1 Milliarden kanadische Dollar an neuen Geldern für das Programm zu, die USA geben 1,3 Milliarden US-Dollar. Die Gates-Stiftung gibt 1,5 Milliarden US-Dollar, während Spanien, Neuseeland, Schweiz, Niederlande und Norwegen rund 800 Millionen zugesagt haben.

Da die Initiative auf seine Anregung erfolgt sei und es Kanada in der Weltwirtschaftskrise vergleichsweise gut gehe, sei es nur "angemessen", dass sein Land sich stärker als andere beteilige, sagte Harper. Aktivisten kritisierten aber, dass Kanada über diese neuen Ausgaben hinaus den Entwicklungshilfeetat bis 2015 eingefroren habe. Harper versicherte, es handele sich bei dem Geld um zusätzliche Ausgaben. Alle Staaten hätten dazu beigetragen. Es gebe aber angesichts knapper Kassen auch Vorsicht unter den G8-Staaten, keine Versprechen zu machen, die nicht gehalten werden könnten.

Hilfsorganisationen hatten gewarnt, die Mittel aus bestehenden Entwicklungshilfe-Haushalten zu nehmen. Dann hätten andere Programme darunter zu leiden. "Die Wahrheit ist, dass bei gleichbleibenden Entwicklungshilfebudgets jedes neue Geld für die Initiative aus anderen wichtigen Bereichen wie Bildung und Ernährungssicherung abgezogen werden muss", sagte Jörn Kalinski von Oxfam.

Den G8-Staaten wurden leere Versprechen vorgeworfen. Im Kommuniqué des Gipfels müsse zur Sprache kommen, dass frühere Hilfszusagen aus dem Jahr 2005 im schottischen Gleneagles in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar für die armen Länder nicht eingehalten worden seien. Es müsse ein Plan vorgelegt werden, wann die ausstehenden 20 Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden. Dagegen hatten die G8-Staaten nur eingeräumt, dass ein Fehlbetrag von zehn Milliarden besteht.

Scharfe Kritik übte Oxfam daran, dass Gastgeber Kanada offensichtlich erreichen wolle, die Ziele von Gleneagles erstmals nicht mehr im Kommuniqué eines G8-Gipfels zu erwähnen. Ein generelles Bekenntnis zum Kampf gegen Armut, wie im Entwurf geplant, reiche nicht. "Man rettet keine Leben, indem man gebrochene Versprechen hinter Schall und Rauch versteckt", sagte Kalinski.

Dorothy Ngoma, Geschäftsführerin der Organisation der malawischen Hebammen und Krankenschwestern, sagte, es sei wichtig, sowohl in die Gesundheit von Müttern zu investieren, als auch dass sie genug zu essen und sauberes Wasser zu hätten. "Niemand sollte gezwungen werden, hier eine Wahl treffen zu müssen", sagte Ngoma. "Neue Versprechen nützen nicht viel, wenn die alten nicht gehalten werden."

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