Durch Insulingabe

Hilfspfleger wegen sechsfachen Mordes angeklagt

Ein Hilfspfleger soll mit Insulinspritzen sechs Menschen getötet haben, quer durch Deutschland. Der Staatsanwalt wirft ihm vor, noch weitere Delikte auf dem Kerbholz zu haben.

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Mit Insulin soll ein Hilfspfleger gemordet haben – er bestreitet eine Tötungsabsicht.

Mit Insulin soll ein Hilfspfleger gemordet haben – er bestreitet eine Tötungsabsicht.

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MÜNCHEN. Wegen sechs Morden in ganz Deutschland hat die Staatsanwaltschaft München I Anklage gegen einen Hilfspfleger erhoben. Auch drei versuchte Morde und gefährliche Körperverletzung werden dem 37-Jährigen angelastet, ebenso wie Raub, Diebstahl und Betrug.

Laut Anklage soll der Mann seinen pflegebedürftigen Patienten Insulin gespritzt haben, obwohl das medizinisch nicht geboten war. Sechs Menschen seien daran gestorben, andere hätten die Injektion nur aufgrund umgehender ärztlicher Behandlung überlebt, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag in München mit.

Die 366 Seiten starke Anklage wirft dem Mann aus Polen vor, die Taten aus Heimtücke, Habgier und niedrigen Beweggründen verübt zu haben. Die Ermittler waren aufmerksam geworden, als sie im Februar 2018 den Tod eines 87-Jährigen aus Ottobrunn bei München aufklären wollten.

Bei der Obduktion hatten die Rechtsmediziner unter anderem eine frische Einstichstelle bemerkt. Laut Ermittlern wurde der Hilfspfleger zuerst als Zeuge vernommen, später wurden eine Spritze, Insulin und Wertgegenstände des Opfers bei ihm entdeckt.

Angeklagter bestreitet Absicht

Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Er räumte die Insulingaben ein, bestritt aber eine Tötungsabsicht. Der Fall hatte vor gut einem Jahr bundesweites Aufsehen erregt, als die Ermittler ihren Verdacht publik machten. Der Mann war seit 2008 als ungelernte Pflegehilfskraft unter anderem in England und an 69 Orten in Deutschland tätig gewesen.

Um seine Patienten rund um die Uhr zu betreuen, zog er bei ihnen ein. Niemand wusste offenbar, dass gegen ihn schon mehrfach ermittelt worden war, auch wegen gefährlicher Körperverletzung. Familien, die ihn engagiert hatten, klagten den Ermittlern zufolge jedoch über unangemessenes Verhalten und beschrieben ihn als lustlos und mitunter aggressiv.

Bei den Ermittlungen kamen weitere Fälle zutage. Die Morde soll der 37-Jährige laut Anklage quer durch Deutschland begangen haben: an drei Orten in Bayern sowie in Hannover, in Burg in Schleswig-Holstein und in Spaichingen in Baden-Württemberg. Versuchte Morde werden ihm angelastet in Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen), in Esslingen (Baden-Württemberg) und in Weilheim in Oberbayern.

Gefährliche Körperverletzung wirft ihm die Anklage in drei Fällen vor, die sich im bayerischen Aresing, in Waiblingen in Baden-Württemberg und in Hamburg ereigneten. An den meisten Einsatzorten soll er zudem die Wohnungen seiner Opfer nach Wertgegenständen durchsucht haben. (dpa)

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