Hort für Menschen mit geistiger Behinderung

MARBURG (coo). Die Pionierarbeit machte ein Niederländer: Der heute 91-jährige Tom Mutters war nach dem Zweiten Weltkrieg so schockiert von den Zuständen in der südhessischen Heil- und Pflegeanstalt Goddelau, dass er die Lebenshilfe in Marburg gründete.

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30 Jahre lang blieb er Bundesgeschäftsführer. Am vergangenen Sonntag feiert die Selbsthilfevereinigung für Menschen mit geistiger Behinderung ihr 50-jähriges Jubiläum in der Universitätsstadt. Die Festrede hielt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt.

Der gelernte Volksschullehrer Mutters war ursprünglich als Beauftragter im Kindersuchdienst der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen nach Deutschland gekommen. In Goddelau seien psychisch kranke und geistig behinderte Kinder in nur zwei Sälen zusammengepfercht worden, erzählt der 91-Jährige, der bis heute in Marburg lebt: "Der Gestank war unbeschreiblich."

Aus seiner Heimat wusste er, dass man mit Behinderten auch anders umgehen kann. Sein Mitgefühl galt auch Eltern, die ihre Kinder noch aus Angst vor der Euthanasie der Nazis versteckten.

Als Mutters die Lebenshilfe 1958 gründete, gab es in Deutschland noch so gut wie keine Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung. Sie galten als bildungsunfähig und gingen noch nicht einmal zur Schule. Mit großem Engagement warb der Holländer in ganz Deutschland für seine Ideen. Heute betreibt die Lebenshilfe bundesweit 3200 Einrichtungen. Die 60 000 Mitarbeiter arbeiten in Frühförderstellen, Kindergärten, Schulen, Beratungsstellen, Wohnstätten und ambulanten Diensten. Sie betreuen 170 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Der Sitz der Bundesvereinigung Lebenshilfe ist bis heute in Marburg. Allerdings hat die Lebenshilfe ausgerechnet im Jubiläumsjahr angekündigt, dass ein Drittel der 69 Stellen abgebaut werden müssen.

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