Im Fernsehen tummeln sich Ärzte und Anwälte
Trügerische Berufswelt im TV: Das Fernsehen vermittelt in seinen Unterhaltungsprogrammen ein Berufsspektrum, das nach einer Studie deutlich von der Realität abweicht.
Ärzte, Rechtsanwälte, Kommissare, Polizisten, Sänger und Gastronomen tummeln sich auf dem Bildschirm weitaus häufiger als etwa Elektriker oder Fabrikarbeiter, berichtete das Institut für empirische Medienforschung (IFEM) in Hamburg. Fernsehunterhaltung zeige kein alltagstaugliches Bild des Wirtschaftslebens.
Während RTL und SAT.1 in ihren Filmen und Serien der Untersuchung zufolge vor allem Ordnungs- und Sicherheitsberufe ins Blickfeld rückten, spielen in der ARD Medien- und künstlerische Berufe die Hauptrolle.
Auswahl im Fernsehen beeinflußt auch die Berufswahl. | |
Ärzte und Krankenschwestern seien ebenfalls im Ersten sowie bei SAT.1 beliebt. Dagegen kämen Produktions-, Handels- und Verkehrsunternehmen, der Finanzsektor, das Handwerk sowie Dienstleister nur bei knapp einem Fünftel vor - obwohl zwei Drittel der Erwerbstätigen in Deutschland in diesen Bereichen arbeiten.
Wie die Forscher weiter feststellten, machen Selbstständige etwa ein Viertel (26 Prozent) aller Berufsauftritte in der TV-Unterhaltung aus - wobei Männer deutlich überwiegen. Das ist eine Diskrepanz zur Realität mit elf Prozent Selbstständigen, meinte IFEM-Geschäftsführer Udo Michael Krüger. Auch die Freiberufler nehmen danach in der Fernsehwelt (17 Prozent) viel mehr Platz ein als in der Wirklichkeit (zwei Prozent).
"Damit werden auch Vorlagen gegeben, die junge Menschen sicherlich bei ihrer Berufswahl beeinflussen", sagte Walter Richtberg, Vorsitzender des Ernst-Schneider-Preises, Auftraggeber der Studie. Seit Jahren seien immer nur einige wenige Ausbildungsberufe beliebt bei Jugendlichen.
"Der Studie geht es nicht um eine Schelte an der Fernsehunterhaltung, sondern um Anregungen und Hinweise", so Richtberg. Zudem würde das Fernsehen an Relevanz gewinnen, wenn es sich auch in der Unterhaltung mehr an der Realität orientiere.
Die Forscher hatten eine Woche lang täglich von 13 bis ein Uhr die fünf meist genutzten Programme - ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben - analysiert. Der Ernst-Schneider-Preis setzt sich für die Behandlung wirtschaftlicher Themen in den Medien ein. (dpa)