Klinikambiente schlecht - Budget wird gekürzt

LONDON (ast). Britische Krankenhäuser sollen demnächst direkt von ihren Patienten für ihren Feel-Good-Faktor benotet werden. Kliniken, die den Kranken nicht genug Wohlfühlatmosphäre vermitteln, drohen Budgetkürzungen durch das Gesundheitsministerium. Fachärzte sind skeptisch und lehnen die Neuerungen weitgehend ab.

Veröffentlicht:

Wie der britische Gesundheitsminister Andy Burnham kürzlich vor Journalisten in London sagte, werde im staatlichen Krankenhaussektor "nicht genug Wert auf das Ambiente" und "das Rundherum" gelegt. So würden die Krankenhäuser des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) zwar bereits seit Jahren auf der Basis ihrer medizinischen Kompetenz evaluiert. NHS-Kliniken sind zum Beispiel gezwungen, regelmäßig Sterberaten und andere klinische Daten zu veröffentlichen.

Diese von Labour Ende der 90iger Jahre in großem Umfang eingeführte Transparenz hat laut Gesundheitsminister Burnham vielerorts zu einer massiven Qualitätsverbesserung geführt. Wartezeiten seien gesunken, Ergebnisse von Operationen und von fachärztlichen Behandlungen seien "heute besser als vor zehn Jahren".

Orientierte sich die Evaluierung der NHS-Kliniken bislang eher an harten klinischen Daten, so soll es in Zukunft auch eine Rolle spielen, ob sich der Patient während seines Klinikaufenthalts wohlfühlt. Burnham: "NHS-Kliniken haben zulange nach der Devise gehandelt, entweder akzeptiert der Patient alles, was er auf den Stationen erlebt, oder er bleibt unbehandelt." Vom kommenden Jahr an werden NHS-Patienten daher zunächst versuchsweise kurz vor ihrer Entlassung gebeten, Schulnoten fürs Klinikambiente geben. Sind die Tagesräume hell und freundlich? Ist das Klinikpersonal höflich? Wie steht's mit den Umgangsformen der Chefärzte? Sind die Besuchszeiten großzügig genug?

Krankenhäusern, die bei dieser Bewertung schlecht abschneiden, drohen Etatkürzungen durch das Gesundheitsministerium von bis zu vier Prozent jährlich.

Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen