USA

Nervenkrieg um Giftspritze

Der Oberste Gerichtshof der USA hat in letzter Minute die Hinrichtung eines Mörders ausgesetzt. Der Grund: Der Todeskandidat wehrt sich juristisch gegen die Giftspritze- weil er wegen einer angeborenen Krankheit schlimmste Qualen befürchtet.

Veröffentlicht:
Ein Blick in die Todeszelle eines US-Gefängnisses.

Ein Blick in die Todeszelle eines US-Gefängnisses.

© Paul Buck / dpa

WASHINGTON. Der zu Tode verurteilte Russell Bucklew hätte am Mittwoch kurz nach Mitternacht (Ortszeit) im US-Staat Missouri hingerichtet werden sollen, doch der Oberste Gerichtshof der USA stoppte die Exekution - zunächst.

Bucklew, der 1996 den neuen Lebensgefährten seiner Ex-Freundin erschossen und die 21-Jährige dann entführt und vergewaltigt hat, hatte sich mit Hinweis auf seine gesundheitliche Verfassung juristisch gegen die Verabreichung der Giftspritze gewehrt. Der Gerichtshof wolle sich an diesem Mittwoch des Falles annehmen, berichtete der Sender NBC.

Russells Anwälte argumentierten, die Giftspritze könnte einen Wirkstoff enthalten, der bei ihm einen Todeskampf mit schlimmen Qualen auslöse. Nach Angaben seiner Anwälte muss der 46-jährige Bucklew wegen einer angeborenen Krankheit eine Hirnblutung und extrem starke Schmerzen fürchten. Eine "grausame und ungewöhnliche Bestrafung" sei per US-Verfassung aber verboten.

Die Anwälte erfuhren den Angaben zufolge nicht, welches Mittel der Staat ihm einspritzen lassen will - und woher der Stoff kommt. Die Behörden verweigern die Auskunft.

Der Fall Bucklew hatte nach einer besonders qualvollen Exekution eines Mannes Ende April in Oklahoma für Aufsehen gesorgt. Der Todeskandidat starb erst nach 43 Minuten an einem Herzinfarkt.

Hintergrund der Auseinandersetzungen sind Nachschubprobleme der USA bei den zur Tötung eingesetzten Mitteln. Die europäischen Hersteller der Chemikalien weigern sich, sie für Hinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Eine Reihe von US-Staaten greift jetzt auf neue Mischungen aus obskuren Quellen zurück, über die sie sich ausschweigen.

Im Fall von Bucklew gingen der Entscheidung des Richters Samuel Alito dramatische Stunden voraus: Die geplante Exekution war nur Stunden zuvor von einem Bezirksgericht ausgesetzt worden. Doch etwa eine Stunde vor dem Vollstreckungstermin hoben Richter diese Entscheidung wieder auf, berichteten Lokalmedien.

Der Hinrichtungsbefehl für Russell bleibt nach Angaben von NBC bis Donnerstag, 00.01 Uhr (Ortszeit), in Kraft. Russell könnte also theoretisch jederzeit hingerichtet werden, wenn alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft sind. (dpa/eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an