Neues Erdbeben erschüttert Indonesien

JAKARTA/PANGANDARAN (dpa). Ein neues Erdbeben hat gestern die Südwestküste der indonesischen Insel Java erschüttert. In der Hauptstadt Jakarta schwankten die Hochhäuser.

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Das Beben hatte nach Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam eine Stärke von 6,1. Sein Epizentrum lag nur etwa 150 Kilometer westlich von Jakarta. Über Verletzte oder Schäden wurde zunächst nichts bekannt. Eine Tsunami-Warnung wurde ausgelöst.

Erst am Montag hatten Erdstöße mit Stärken bis 7,7 einen Tsunami ausgelöst, der einen Küstenstreifen von etwa 200 Kilometer Länge verwüstete. Dabei starben nach Angaben von gestern über 525 Menschen, 275 galten noch als vermißt. Mehr als 38 000 Küstenbewohner verloren ihr Hab und Gut.

Gerüchte von einer weiteren Riesenwelle hatten erst gestern morgen zu einer Panik geführt. Laut "Wasser, Wasser!" schreiend flohen Hunderte entsetzte Menschen mit Autos oder Motorrädern aus den Notunterkünften in Strandnähe ins Landesinnere. Viele rannten um ihr Leben und zogen schreiende Kinder hinter sich her.

Rettungskräfte und Polizei versuchten inmitten des Chaos, die Menschen zu beruhigen. Als nach etwa 20 Minuten wieder Ruhe einkehrte, weigerten sich viele Menschen, in die Nähe des Wassers zurückzukehren.

Etwa 200 Schwerverletzte werden in Kliniken behandelt

Etwa 200 Schwerverletzte seien nach dem Tsunami in Krankenhäuser der Umgebung von Pangandaran gebracht worden, Hunderte Verletzte würden vor Ort behandelt, sagte gestern Volker Stapke, Programmkoordinator der Malteser in Indonesien. "Die häufigsten Verletzungen sind Knochenbrüche, Schürfwunden, aber es gibt auch Atemwegsprobleme", so Stapke. "Viele haben zu viel Wasser geschluckt."

Das Malteser Team unter Leitung einer deutschen Ärztin hat gestern zusammen mit den indonesischen Behörden die Umgebung von Pangandaran erkundet. "Die Lage in diesen Dörfern ist unter Kontrolle", so Stapke weiter: "Die Menschen dort haben nur leichte Verletzungen."

Suche nach Überlebenden wird fortgesetzt

Unter Leitung des Militärs setzten Rettungskräfte gestern trotz der schwindenden Hoffnungen ihre Suche nach Überlebenden auf einem 200 Kilometer langen Küstenstreifen und weiter im Landesinneren fort. Andere Helfer verteilten Lebensmittel an die Menschen, die all ihre Habe bei der Katastrophe vom Montag verloren haben. Mehr als 38 000 Menschen wurden obdachlos, als der Tsunami auf die Küste krachte.

"Rettungskräfte suchen auf See, an der Küste und unter den Trümmern nach Toten und möglichen Überlebenden", sagte Wasdi, der Sprecher des Distrikts Ciamus, des am schwersten betroffen Gebietes um das Touristenzentrum Pangandaran. "Die Rettungskräfte helfen außerdem dabei, den Schutt wegzuräumen." In Pangandaran, das bis Montagnachmittag ein romantischer Urlaubsort war, werden immer noch Leichen in den zerstörten Häusern und Hotels und unter den Trümmern gefunden, die den Strand bedecken.

Unterdessen geriet das Tsunami-Warnsystem in die Kritik. Warnungen vor der Katastrophe wurden offenbar nicht an die Bevölkerung weitergegeben. Der indonesische Wissenschaftsminister Kusmayanto Kadiman räumte in der britischen Zeitung "The Guardian" schwerwiegende Fehler ein. Zwar seien etwa 20 Minuten nach dem Beben Warnungen aus Japan und Hawaii eingetroffen. "Wir haben sie aber nicht bekannt gegeben."

Ein Beamter meinte, die zuständigen Stellen seien zu sehr mit der Beobachtung der Nachbeben beschäftigt gewesen. In Indonesien hieß es, die Regierung habe kein System entwickelt, um die Küstenbewohner zu benachrichtigen. Vor allem zu vielen Fischerdörfern gebe es keine Verbindung.

Das Deutsche Komitee Katastrophenvorsorge in Bonn wies darauf hin, daß bei Erdbeben in der Nähe der Küste oft extrem wenig Zeit bleibe, um die Bevölkerung zu warnen. Um so wichtiger sei es, die Bewohner darauf zu trainieren, selbst Warnzeichen zu erkennen. Allen müsse bekannt sein, daß sich das Meer vor einem Tsunami zurückziehe.

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