Patienten tranken Wasser aus Blumenvasen

LONDON (ast). Britische Ärzte und Patienten haben schockiert auf den jüngsten Klinikskandal im Königreich reagiert.

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Wie jetzt bekannt wurde, sind im Staffordshire Hospital (East Midlands) in den vergangenen Jahren "mindestens 400 Patienten" vorzeitig verstorben, weil die medizinische Versorgung "katastrophal" und "chaotisch" organisiert war.

Ein Untersuchungsausschuss hatte kürzlich die Zustände in der zum staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) gehörenden Klinik detailliert untersucht. Die Gutachter waren eingeschaltet worden, nachdem die Mortalitätsrate in der Klinik jahrelang deutlich über dem landesweiten Durchschnitt lag. Außerdem hatten sich Angehörige von Patienten immer wieder bei den Gesundheitsbehörden beschwert.

Patienten berichteten, dass es auf den Stationen fast nie genug Pflegekräfte gab. Mahlzeiten wurden häufig entweder gar nicht oder nur mit stundenlanger Verspätung serviert. Demenz-Patienten konnten ungehindert ihre Zimmer verlassen und unbeaufsichtigt über das Krankenhausgelände wandern. "Ich habe Patienten gesehen, die Wasser aus Blumenvasen tranken, weil ihnen die Pfleger nichts zu trinken gaben", so ein Augenzeuge gegenüber Journalisten.

Mahlzeiten gab es zu spät oder gar nicht.

Das Krankenhaus hatte offenbar versucht, mittels Kostensenkungen den Etat auszugleichen. Außerdem ging es der Klinikverwaltung laut Gutachterbericht vornehmlich darum, unabhängig vom staatlichen Gängelband zu werden und als Foundation Trust Hospital wirtschaften zu dürfen. Voraussetzung dafür war freilich, dass zahlreiche Auflagen des Londoner Gesundheitsministeriums erfüllt werden.

Nach Auskunft von Experten war es diese Jagd nach von den Gesundheitspolitikern vorgegebenen Zielen, die hunderten Patienten zum Verhängnis wurde. Sie starben frühzeitig. Sprecher von ärztlichen Berufsorganisationen nahmen den Skandal zum Anlass, um eine strengere Kontrolle staatlicher und privater Kliniken zu verlangen. Britische Medien nennen den Staffordshire-Skandal den "schlimmsten Skandal in der britischen Krankenhausgeschichte".

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