Riesenenttäuschung - WM-Traum geplatzt

Was für ein trauriger Tag für die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft: Die völlig überraschende Niederlage am Samstag im Weltmeisterschafts-Viertelfinale gegen Japan hinterlässt Ratlosigkeit. Schlüsselspielerin Kim Kulig zog sich einen Kreuzbandriss zu.

Von Florian Lütticke Veröffentlicht:
Tränenreicher Abschied: Deutschland ist im Viertelfinale aus dem WM-Turnier ausgeschieden.

Tränenreicher Abschied: Deutschland ist im Viertelfinale aus dem WM-Turnier ausgeschieden.

© Ulmer / imago

WOLFSBURG. Konsterniert lagen und saßen die Spielerinnen auf dem Rasen, Bundestrainerin Silvia Neid blickte wie versteinert ins weite Rund: Für Deutschlands Fußball-Frauen ist der Traum vom Titel-Hattrick bei der Heim-Weltmeisterschaft geplatzt.

Mit dem 0:1 (0:0) nach Verlängerung gegen Japan schied der Titelverteidiger am Samstag vor 26.067 Zuschauern in der ausverkauften Wolfsburger WM-Arena bereits im Viertelfinale aus dem Turnier aus. Karina Maruyama besiegelte mit ihrem Tor in der 108. Minute die erste deutsche WM-Niederlage seit dem 1. Juli 1999.

"Ich bin wahnsinnig traurig. Das kann man kaum in Worte fassen. Morgen sieht die Welt vielleicht schon besser aus", sagte WM-OK-Chefin Steffi Jones. Auch Trainerin Neid war bitter enttäuscht.

"Wir haben es einfach nicht geschafft, ein Tor zu machen. Dann muss man immer mit einem Konter rechnen, und das ist heute passiert. Das ist sehr schade und sehr traurig bei einer Heim-WM", bilanzierte die 47-Jährige, die ihren Spielerinnen wie auch DFB-Präsident Theo Zwanziger noch auf dem Rasen Trost spendete.

Kommt Schweden weiter, die Olympia für die Deutschen gestrichen

Rekordspielerin Birgit Prinz blieb 120 Minuten lang auf der Bank und erlebte damit ein bitteres Karriereende. Während für die Deutschen jetzt Koffer packen angesagt ist, treffen die Japanerinnen am Mittwoch in Frankfurt im Halbfinale auf den Sieger des Duells zwischen Schweden und Australien.

Gewinnen die Schwedinnen, ist für die DFB-Auswahl auch der Zug zu den Olympischen Spielen 2012 in London abgefahren.

Die flinken Spielerinnen aus Japan erwiesen sich am Samstagabend als äußerst unbequemer Gegner für die Deutschen, die es einfach nicht verstanden, aus ihrer spielerischen Überlegenheit Kapital zu schlagen. An mangelnder Unterstützung lag es indes nicht: Die Anhänger feuerten ihr Team bis zum Schluss leidenschaftlich an.

Nach 15 Spielen ohne Niederlage ist Deutschlands Rekord-Erfolgserie bei Weltmeisterschaften damit gerissen. Mit der Niederlage gegen Japan verlor das Team des Titelverteidigers erstmals seit dem 2:3 gegen die USA am 1. Juli 1999 wieder ein WM-Spiel. Damals wie jetzt bedeutete dies das Viertelfinal-Aus beim Welt-Championat. Dazwischen lagen 14 Siege und ein Unentschieden.

Kreuzbandriss in der vierten Minute

Zu allem Unglück zog sich Fußball-Nationalspielerin Kim Kulig einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zu, wie DFB-Mannschaftsarzt Bernd Lasarzewski nach der Niederlage bestätigte.

Die 21 Jahre alte Mittelfeldspielerin war nach einem Kopfballduell in der 4. Minute unglücklich aufgekommen, hatte sich das Knie verdreht und musste kurze Zeit später ausgewechselt werden.

Bei einem MRT im Krankenhaus bestätigte sich der schlimme Verdacht. "Sie war sehr enttäuscht und hat geweint", berichtete Lasarzewski. Kulig muss mit einer Pause von sechs Monaten rechnen. Wann sie operiert wird, war am Sonntag noch unklar.

Zwölf Minuten - zu wenig für einen Ausgleichstreffer

Häufig stellten sich die deutschen Angreiferinnen während des gesamten Spiels einfach auch nur ungeschickt an. In der Schlussphase der zweiten 45 Minuten zogen die Hausherren ein regelrechtes Powerplay auf, doch ein Tor wollte nicht fallen.

Ob Melanie Behringer, Celia Okoyino da Mbabi oder Inka Grings - immer fehlte es im Abschluss an Präzision und Entschlossenheit. Auch die in der Verlängerung für Grings ins Spiel gekommene Alexandra Popp fand den Schlüssel zum Erfolg nicht.

Nachdem das erhoffte frühe Führungstor ausgeblieben war, machten auch die Japanerinnen in der Offensive auf sich aufmerksam. Im zweiten Durchgang erhöhte das deutsche Team den Druck und erarbeitete sich weitere Möglichkeiten gegen die härter agierenden Asiatinnen - doch das erlösende 1:0 wollte nicht fallen.

Auch das Zusammenspiel zwischen Peter und Garefrekes, das gegen Frankreich zu einem Kopfballtor geführt hatte, klappte diesmal nicht. Die Freistoßflanken der Potsdamerin fanden in der Mitte keinen Abnehmer.

In der 108. Minute dann das Ende vom Lied: Die Japanerinnen markierten völlig überraschend das 1:0. Deutschland setzte alles auf eine Karte, konnte aber nicht mehr kontern. Schlusspfiff, aus und vorbei. (dpa)

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