Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie

Stolpersteine für 36 jüdische Ärzte

Unfallchirurgen erinnern an Schicksale jüdischer Kollegen während des Nationalsozialismus.

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Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen, mit einer Messingplatte bedeckten Steinen ist jeweils Name, Jahrgang und Schicksal der jüdischen Ärzte eingraviert.

Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen, mit einer Messingplatte bedeckten Steinen ist jeweils Name, Jahrgang und Schicksal der jüdischen Ärzte eingraviert.

© Stefan Straube @ UKL

BERLIN. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) erinnert an Schicksale von 36 ihrer jüdischen Mitglieder in der Nazizeit. Der Künstler und Initiator der Aktion Stolpersteine Gunter Demnig verlegte 36 Gedenksteine und zwei Stolperschwellen vor dem Haupteingang des Leipziger Universitätsklinikums (UKL). "Wir wollen die Erinnerung an unsere jüdischen Kollegen wachhalten und ihrer mit diesem Mahnmal mit Dank, Hochachtung und in Demut gedenken", sagte DGU-Präsident Professor Ingo Marzi.

Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen, mit einer Messingplatte bedeckten Steinen ist jeweils Name, Jahrgang und Schicksal der jüdischen Ärzte eingraviert. Wie die DGU berichtet, wurden sie während der Nazizeit gedemütigt, indem man ihnen teils die Promotion, Approbation beziehungsweise die Kassenzulassung entzog oder ihnen ein Lehrverbot erteilte. Viele der betroffenen jüdischen Ärzte flohen ins Ausland, einige in den Tod, fünf wurden deportiert und drei ermordet. "Ihr Schicksal berührt uns noch immer. In tiefer Verbundenheit stellen wir daher sehr gern diesen Ort des Gedenkens zur Verfügung", sagte Professor Wolfgang Fleig, Medizinischer Vorstand des UKL.

Die Daten der 36 jüdischen DGU-Mitglieder lagen der Fachgesellschaft lange nicht vor: Denn durch die Kriegswirren gingen alle vereinsrechtlichen Unterlagen der damals verfolgten Mitglieder verloren. Erst in den letzten zehn Jahren sei es der DGU unter Federführung des im Herbst 2016 verstorbenen früheren Generalsekretärs Professor Jürgen Probst durch vormals verschüttete Quellen gelungen, die Überlieferungen nach und nach zusammenzusetzen. Durch die Unterstützung zahlreicher Institutionen konnte die DGU die Mitgliederdaten weitestgehend rekonstruieren.

Von großer Bedeutung war dabei der Abgleich der Daten mit dem Reichsarztregister durch die KV Berlin, berichtet die Gesellschaft. Demnach hatte die DGU zu Beginn des Nationalsozialismus gut 300 Mitglieder. Die Vereinstätigkeit und die Jahrestagungen wurden mit Kriegsbeginn 1939 eingestellt und erst 1950 mit der Wiedergründung der Gesellschaft in Bochum erneut aufgenommen. (eb)

Das Projekt Stolpersteine

des Künstlers Gunter Demnig gilt als

größtes dezentrales Mahnmal der Welt.

Weitere Informationen:

www.stolpersteine.eu

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