TV-Serien motivieren Medizinstudenten

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Erfolgreiche RTL-Serie: "Post Mortem" mit Rechtsmediziner Dr. Koch (Hannes Jaenicke, Mitte).

Erfolgreiche RTL-Serie: "Post Mortem" mit Rechtsmediziner Dr. Koch (Hannes Jaenicke, Mitte).

© Foto: RTL

Sie sind cool, clever und verfügen über ein außergewöhnliches Gespür: Forensiker, Pathologen und Rechtsmediziner gehören zu den beliebtesten TV-Medizinern in Deutschland. Vor allem Serien wie "CSI" und "Crossing Jordan" erfreuen sich großer Beliebtheit. Gleichzeitig registrieren rechtsmedizinische Fakultäten zwischen Hamburg und München enorme Zuläufe. Ein Zufall?

Dr. Gilbert Grissom (William Peterson) in "CSI" (RTL) , Dr. Jordan Cavanaugh (Jill Hennessy) in "Crossing Jordan" (Vox), und seit kurzem auch Dr. Daniel Koch (Hannes Jaenicke) in der deutschen Serie "Post Mortem" von RTL sind in aller Regel abgefeimten Mördern auf der Spur. Mit sicherem Instinkt, kriminalistischem Gespür, Beharrlichkeit sowie einer Vielzahl apparativer und analytischer Verfahren entlarven sie dabei auch jene Täter, die das scheinbar perfekte Verbrechen begangen haben.

Besteht zwischen der medialen Präsenz der Rechtsmedizin einerseits und der gestiegenen Beliebtheit des Tätigkeitsfelds an Universitäten andererseits ein Zusammenhang? Dieser Frage gehen Professor Thomas Riepert vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Mainz und Kollegen des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Düsseldorf derzeit nach. In Interviews mit jungen Medizinern, die sich um einen Praktikumsplatz bewerben, haben sie herausgefunden, dass deren Fernsehkonsum tatsächlich deren Berufswunsch beeinflusst. Und nicht nur das: Auch die Vorstellungen vom Fach Rechtsmedizin werden durch den so genannten "CSI-Effekt" geprägt.

Diese Erfahrung macht auch Professor Hansjürgen Bratzke. "Unsere Angebote gehören zu den am schnellsten ausgebuchten Wahlpflichtfächern im Medizin-Studium, und wir bekommen viel früher Kontakt zu sehr guten Studenten", sagt der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Allerdings habe der Boom auch seine Kehrseiten: "Viele Studenten haben völlig falsche Vorstellungen, die wir aber schnell korrigieren."

Das, so Bratzke, liege vor allem daran, dass die meisten Serien mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun hätten. "Was dort gezeigt wird, ist Zauberei", betont der Frankfurter Rechtsmediziner. "Wir können zwar auch zaubern, aber es dauert viel länger". Völlig realitätsfremd etwa sei die Darstellung, dass DNA-Spuren noch am Tatort analysiert werden.

Und auch eigene Ermittlungen gehörten keineswegs zum Tätigkeitsfeld eines Rechtsmediziners. "Ich vernehme doch keinen Täter oder verfolge ihn mit dem Auto", amüsiert sich Bratzke. "Wir sind keine Kriminalisten in der Uni." In Deutschland habe sich die Aufgabenteilung zwischen Staatsanwälten, Polizisten und Rechtsmedizinern bewährt.

Im Übrigen würden vor allem Frauen durch den TV-Trend beeinflusst, hat der Frankfurter Mediziner beobachtet. "Das Rollenvorbild der taffen Rechtsmedizinerin aus dem Fernsehen scheint doch zu wirken". so Bratzke.

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