Terre des Femmes zieht von Tübingen nach Berlin

TÜBINGEN (dpa/bee). Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes zieht 30 Jahre nach ihrer Gründung von Tübingen nach Berlin. Im Juni soll die Geschäftsstelle in der Hauptstadt eröffnet werden.

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Dort erhofft sich Terre des Femmes, von der Politik und den Medien stärker wahrgenommen zu werden als in Tübingen. Inhaltlich werde sich an der Arbeit nichts ändern, so Geschäftsführerin Christa Stolle. Kernthema bleibe der Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung, häusliche Gewalt und Frauenhandel.

Für die kommenden Jahre werde das Thema Integration von Frauen mit Migrationshintergrund zentral. So litten zum Beispiel viele Migrantinnen stark unter patriarchalischen Strukturen und hätten nicht die Möglichkeit, sich an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen.

 "Wir stellen fest, dass 80 Prozent der Frauen, die sich an unsere Beratungsstellen wenden, einen Migrationshintergrund haben", sagte die Ethnologin.

Viele dieser Frauen hätten Angst, gegen ihren Willen verheiratet zu werden. Zwangsheirat ist ein Thema, bei dem Terre des Femmes besonders aktiv ist. Als einen großen Erfolg bezeichnete Stolle, dass der Bundestag im März beschlossen hat, Zwangsheirat als Straftatbestand ins Gesetz aufzunehmen.

Häufig kämpften Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund aber auch mit ganz alltäglichen Problemen, sagte die Frauenrechtlerin. "Mädchen dürfen nicht in den Schwimmunterricht, sich nicht mit Freunden treffen oder müssen ein Kopftuch tragen."

Eine echte Chancengleichheit könne es unter diesen Umständen nicht geben. "Was, wenn ein Mädchen später Schwimmmeisterin werden möchte? Oder Lehrerin, mit Kopftuch?", fragte Stolle, die sich seit mehr als 20 Jahren für die Rechte von Frauen engagiert.

Die moralische, kulturelle und religiöse Tradition stehe Migrantinnen häufig im Weg, um in Deutschland gleichberechtigt zu leben. "In manchen Teilen der Gesellschaft findet eine Islamisierung statt, eine Fundamentalisierung, die nichts Gutes für die Frauen bedeuten kann", sagte Stolle.

Die in der Verfassung verankerte Gleichheit von Mann und Frau dürfe nicht in Teilen der Bundesrepublik ausgehebelt werden. "Wir werden weiter Druck vor allem in unseren Kernbereichen machen, damit die Rechte der Frauen in Deutschland und weltweit nicht nur punktuell, sondern auch nachhaltig gestärkt werden", sagte Stolle.

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