Offenbacher Prügel-Opfer

Tugce wird sterben

Tugce A. wollte wohl einen Streit in einem Fast-Food-Restaurant schlichten - und hat dies, wie es scheint, mit dem Leben bezahlt. Den Kampf hat sie jetzt verloren. Noch ist unklar, was genau in jener Nacht passiert ist.

Veröffentlicht:
Am Tatort erinnern Banner an Tugce.

Am Tatort erinnern Banner an Tugce.

© Boris Roessler/dpa

OFFENBACH. Die Studentin Tugce A. überlebt ihre schwere Verletzungen nach einem Prügelangriff im hessischen Offenbach nicht. Die Klinik habe der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass die Ärzte am Mittwochmorgen bei der 22-Jährigen den Hirntod festgestellt hätten, sagte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag. Die Geräte seien aber noch nicht abgeschaltet worden.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen am Freitag beendet werden - es ist der Geburtstag der jungen Frau aus dem hessischen Gelnhausen. Eine von der Klinik angekündigte Pressemitteilung ließ am frühen Nachmittag noch auf sich warten.

18-Jähriger sitzt in U-Haft

Die Studentin war am 15. November nach einem Streit in einem Schnellrestaurant in Offenbach auf dem Parkplatz vor dem Lokal von einem jungen Mann mit einem Schlag niedergestreckt worden. Dabei fiel sie mit dem Kopf auf einen Stein und zog sich schwerste Schädel-Hirnverletzungen zu.

Ihr Gesundheitszustand galt nach Angaben der Klinik von Anfang an als "äußerst kritisch". Der mutmaßliche Täter, ein 18-Jähriger, sitzt in U-Haft und schweigt zu der Tat. Mit Tugces Tod wird gegen ihn wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Für eine Tötungsabsicht gebe es keinen Anhaltspunkt.

Tugce soll nach Ansicht von Verwandten und Freunden in einem Akt von Zivilcourage versucht haben, einen Streit in dem Schnellrestaurant zu schlichten. Sie war nach Zeugenaussagen zwei Mädchen zur Hilfe geeilt, die im Toilettenbereich von mehreren jungen Männern, darunter dem mutmaßlichen Täter, belästigt wurden, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.

Die Motiv-Lage und die Frage, wie es genau zu dem Streit auf dem Parkplatz kam und dieser dann eskalierte, sei aber noch nicht geklärt. Die Ermittler hoffen, dass sich die beiden blonden Mädchen bald melden, denen Tugce zur Hilfe gekommen war. Sie sollen zwischen 13 und 16 Jahre alt und an dem frühen Samstagmorgen betrunken gewesen sein.

Familie und Freunde stellen Video ins Netz

Ein rund zehnminütiges Video, in dem Familienangehörige, Freunde und Fremde ihre Anteilnahme mit Tugce ausdrücken, wurde innerhalb weniger Tage im Internet rund 265.000 Mal aufgerufen. Hunderte hatten auch bei zwei Mahnwachen Trauer und Entsetzen über die Tat zum Ausdruck gebracht. Eine dritte Mahnwache mit noch mehr Teilnehmern ist für diesen Freitagabend vor dem Klinikum angesagt.

Seit den ersten Medienberichten über den Tod der jungen Frau am Mittwoch bekunden zahlreiche Menschen ihre Trauer in den sozialen Netzwerken. Im Internet kursiert auch bereits das Video eines Auftritts von Tugce bei ihrer Abiturfeier vor vier Jahren. Am Tatort erinnern mehrere Banner an das Mädchen: "Für mehr Zivilcourage" und "Ruhe in Frieden" ist darauf unter anderem zu lesen. (dpa)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Streit um digitale Arzttermine

KBV warnt vor Schein-Lösungen bei Terminbuchungen

Lesetipps
Schematische Zeichnung eines Herzens im Thorax

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Einsatz von Mineralkortikoid-Rezeptor-Antagonisten

Metaanalyse: MRA wirksam bei allen Herzinsuffizienz-Typen

Die vestibuläre Migräne ist die häufigste Schwindelerkrankung der 20- bis 50-Jährigen. Die Betroffenen werden häufig nicht ernst genommen. Auf dem Schmerzkongress werden diagnostische und therapeutische Möglichkeiten diskutiert.

© vectorfusionart / stock.adobe.com

Schmerzkongress

Deutscher Schmerzkongress 2024: Das sind die Highlights

Peter Weiß

© Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

Update

Wahlbeteiligung tief im Keller

Beauftragte für die Sozialwahl fordern Verfassungsrang für die Selbstverwaltung